“Everyone has their own version of the truth. But there are facts.” Mit diesem Zitat von Watergate-Journalisten-Legende Bob Woodward eröffnete ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 28. September die Konferenz „The Future of Fact Checking“ der Austria Presse Agentur (APA), die unter anderen von der KommAustria unterstützt wurde.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie Fact Checking, Gesetze und Behörden dem beständig zunehmenden und sich verschärfenden Problem der Desinformation im Netz begegnen können. Dargestellt wurde, wie sich Desinformations-Kampagnen zuletzt entwickelt haben und mit welchen Mitteln sie Glaubwürdigkeit vortäuschen. Dabei zeichnete sich das Bild einer Art „Rüstungsspirale“ ab, der Fakten-Checker im Kampf gegen Falschinformationen ausgestezt sind. Auch die Möglichkeiten, Künstliche Intelligenz einerseits missbräuchlich und andererseits hilfreich im Kampf gegen Falschinformationen zu verwenden, kamen zur Sprache. Darüber hinaus diskutierten die Podiumsteilnehmer:innen über rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich und der EU. Deutlich wurde aber auch, dass das Problem nicht allein durch Medien und Fakten-Checks einzudämmen ist, sondern dass die Vermittlung von Medienkompetenz an die Bevölkerung von zentraler Bedeutung ist und dass vor allem junge Menschen für das Thema sensibilisiert werden müssen.
Die unterschiedlichsten Aspekte wurden in Impulsvorträgen und drei Panels von Fakten-Checker:innen, Web-Expert:innen und Vertreter:innen von Behörden diskutiert. Zu der Frage „Wer schützt uns vor Fake News?“ diskutierte Dr. Susanne Lackner, stellvertretende Vorsitzende der KommAustria, unter der Moderation von Susanne Schnabl mit der Autorin und Journalistin Ingrid Brodnig, mit Sabine Frank, Leiterin der Abteilung für Governmental Affairs and Public Policy bei YouTube in der DACH/CEE Region und mit Stefan Voss, einem langjährigen Journalisten der Deutsche Presse-Agentur (DPA) und Verifikationsexperten.
"In einer Zeit, wo Meinungen und Propaganda als Fakten verkleidet werden, muss evidenzbasierte Gegenrede eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung darstellen", sagte Susanne Lackner im Rahmen des Podiums. Nicht selten würden falsche Tatsachenbehauptungen als "Meinungsäußerungen" dargestellt, um dann gegen regulatorische Maßnahmen den Vorwurf der Zensur und der Beschränkung der Meinungsfreiheit zu erheben.
Lackner machte deutlich, dass die Medienbehörde KommAustria einen grundlegenden Paradigmenwechsel von der Regulierung linearer Rundfunkangebote hin zur Aufsicht über Online-Plattformen durchlaufe. Sie erläuterte den Aufgabenbereich der KommAustria und die Prinzipien der journalistischen Sorgfalt, der Grundsätze der Objektivität, der Meinungsfreiheit und des Schutzes der Menschenwürde.
Lackner hob hervor, dass sich die KommAustria durch die die Zuständigkeit für das Kommunikationsplattformen-Gesetz (KoPl-G) schon seit geraumer Zeit mit Online-Plattformen und Meldesystemen für problematische oder illegale Inhalte beschäftige. Obwohl das KoPl-G auf juristischer Ebene von den regulierten Plattformen unter Berufung auf das Herkunftslandprinzip bekämpft wurde, hätten sich die meisten Plattformen an die österreichischen Bestimmungen gehalten. Das KoPl-G sei eine wertvolle Übung für die nun anstehende Umsetzung des Digital Service Acts (DSA) gewesen.
Der DSA ist eine EU-Verordnung, die darauf abzielt, die Regulierung von Online-Plattformen und digitalen Diensten zu stärken. Die Verordnung kommt bereits jetzt teilweise zur Anwendung und tritt im Februar 2024 vollständig in Kraft.
Susanne Lackner kam zu dem Schluss, dass Desinformation eine gesamtgesellschaftliche Problematik sei. Faktenchecker:innen, Regulierungsbehörden und Angebote zur Bildung von Medienkompetenz ergänzten sich dafür gut.
Auf einer Website zum Event, stellt die APA Video-Mitschnitte der Veranstaltung zur Verfügung: https://apa.at/blog/the-future-of-fact-checking/