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    05/2023
  • Datum
    20.12.2023

WRC-23: Antennen-TV in Europa behält "Vorfahrt" auf Frequenzband von 470 MHz bis 694 MHz - vorerst bis 2031

World Radiocommunication Conference in Dubai endet mit gutem Ergebnis aus Rundfunk-Perspektive 

Das Logo der WRC-2023 bei einer Abendveranstaltung © ITU Pictures

Der für Antennen-Fernsehen genutzte Teil des UHF-Frequenzbandes von 470 MHz bis 694 MHz bleibt auch weiterhin klar für TV priorisiert - zumindest bis ins Jahr 2031. Das ist nur eines, aber das für die Rundfunker, die KommAustria, und die RTR-Medien spannendste Ergebnis der ITU World Radiocommunication Conference 2023 (WRC-2023) in Dubai, die nach jahrelangen Vorbereitungen in multinationalen Gremien und nach letztlich vierwöchiger Verhandlungsdauer mit rund 4.000 Delegierten aus aller Welt am 15. Dezember zu Ende ging.

Österreichs Delegation in Dubai (v.l.): Peter Reindl (RTR/KommAustria), Rene Borger (BMLV), Franz Ziegelwanger, Roland Weninger, Florian Cziczatka, Josef Hotter (alle BMF), Sara Dalledonne (ESPI), Ernst Cerny (BMF) © Franz Ziegelwanger

Österreich war bei der WRC-23 mit einer achtköpfigen Delegation unter Federführung des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) vertreten. Als Experte für Rundfunk-Frequenzmanagement war RTR-Abteilungsleiter Peter Reindl dabei, der für unsere Abteilung Rundfunk-Frequenzmanagement und für internationale Frequenzplanung verantwortlich ist. Mit ihm reisten Delegationsleiter Franz Ziegelwanger, Bundeministerium für Finanzen,  Abteilungsleiter Sektion VI/3  und dessen Mitarbeiter Roland Weninger, Florian Cziczatka, Josef Hotter und Ernst Cerny sowie Sara Dalledonne vom European Space Policy Institute (ESPI) und Rene Borger, Frequenzexperte des Bundeministeriums für Landesverteidigung, nach Dubai.

v.l.: DI Franz Ziegelwanger, Leiter Sektion VI/3 BMF, DI Peter Reindl, Leiter Rundfunk-Frequenzmanagement RTR/KommAustria, Amtsdirektor Roland Weniger, BMF Sektion VI/3
In "Arbeitsgruppe 4C2" (v.l.): DI Franz Ziegelwanger (BMF), DI Peter Reindl (RTR/KommAustria), Amtsdirektor Roland Weniger (BMF) © ITU/C. Chacko

Bei den alle drei bis vier Jahre stattfindenden World Radiocommunication Conferences der "International Telecommunications Union" (ITU), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, wird auf "globalem Parkett" überprüft, abgestimmt, angepasst und beschlossen, wie und für welche Einsatzbereiche Funkfrequenzen zu Lande, zu Wasser und in der Luft bis hinein ins All zum Einsatz kommen. Unter dem Agenda-Punkt 1.5 stand dabei heuer in Dubai auch die Zukunft des über Antenne ausgestrahlten Fernsehens am Programm. Nach einigen Entwicklungen in den vergangenen Jahren zugunsten des Mobilfunks, ist das betroffene UHF-Frequenzband von 470 MHz bis 694 MHz der letzte Frequenzbereich,  der noch primär dem Antennen-TV gewidmet ist. Doch der Mobilfunk sieht weiteren Frequenzbedarf für mobiles Breitband-Internet. Die Nationalstaaten vertreten dazu unterschiedliche Positionen. In der "Arbeitsgruppe 4C2", in der bei der WRC-23 die Zukunft des TV-Frequenzbandes verhandelt wurde, arbeiteten DI Franz Ziegelwanger, Leiter der Abteilung 3 "Technik - Telekom und Post" der Sektion VI des BMF und sein Mitarbeiter Amtsdirektor Roland Weninger sowie DI Peter Reindl, Leiter Rundfunk-Frequenzmanagement RTR/KommAustria.

Nach dem Ende der World Radiocommunication Conference steht nun fest, dass das begehrte Frequenzband in Europa jedenfalls bis zum Jahr 2031 für das Antennenfernsehen priorisiert bleibt. Mobilfunk ist jedoch möglich, muss aber in der Frequenzplanung bestehenden oder geplanten TV-Programmen den Vortritt lassen.

Großer Saal mit hunderten Delegierten einer Arbeitsgruppe bei der WRC-23
Keine Vollversammlung der Delegierten, sondern eine Arbeitsgruppe der WRC-23 © ITU Pictures

Das Ergebnis kommt der, auf Ebene der European Conference of Postal and Telecommunications Administrations (CEPT) mit ihren 46 Mitgliedstaaten erarbeiteten, europäischen Verhandlungs-Position sehr nah, ist aber dennoch ein Kompromiss. Die CEPT-Staaten hatten sich im Vorfeld der WRC-23 auf eine Sekundär-Widmung des TV-Frequenzbandes, also einer bevorzugten Behandlung von terrestrischem TV bei nachrangiger Nutzungsmöglichkeit für den Mobilfunk verständigt sowie auf eine Überprüfung des Beschlusses bei der WRC im Jahr 2031. Die sekundäre Nutzung für den Mobilfunk hätte dabei prominent im Beschluss verankert werden sollen, schaffte es aber in Dubai letztlich nur in die Fußnoten. Aus Sicht des terrestrischen Fernsehens ist das sogar ein größerer Etappenerfolg, aber aus dem Blickwinkel der "No Change"-Verfechter wurde damit dennoch eine kleine Tür für die Nutzung des TV-Frequenzbandes für den  Mobilfunk aufgestoßen. Es wurden aber auch wirksame regulatorische Mittel festgeschrieben, die bestehendes terrestrisches Fernsehen wirksam vor Störungen durch den Mobilfunk schützen und gewährleisten, dass ein weiterer Ausbau terrestrischer Fernsehnetze ohne Einschränkungen durchgeführt werden kann.

Die ursprüngliche Position der CEPT und die Beschlussfassung zu Agenda-Punkt 1.5 der WRC-23, bietet zum Nachlesen die Seite 10 im "WRC-Report from Week 4" des Electronic Communications Committee (ECC) der CEPT. 

Die weitreichenden Auswirkungen der Widmung des UHF-Frequenzbandes von 470 MHz bis 694 MHz auch auf andere Nutzungsbereiche, zum Beispiel auf Funkmikrofone und indirekt auf den Hörfunk, legt die Publikation "Rundfunk 2030 - Überlebt die Antenne?" dar, die die KommAustria bereits im Herbst 2022 in Vorbereitung auf die WRC-23 veröffentlichte.

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