Wie können Rechte von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum besser geschützt werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion der KommAustria am 5. Dezember. Die Veranstaltung war Teil einer Reihe von Informationsveranstaltungen der KommAustria zum DSA.
Dr. Susanne Lackner, stellvertretende Vorsitzende der KommAustria, sprach die Begrüßungsworte zur Veranstaltung und betonte, dass der Schutz der Rechte von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum einer der zentralen Schwerpunkte des DSA sei. Für die KommAustria als Koordinatorin für digitale Dienste ist der Dialog mit Stakeholdern aus unterschiedlichen Bereichen ein wesentlicher Faktor bei der Umsetzung des DSA, der mit Instrumenten wie den Trusted Flaggers gezielt auf die Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure abzielt.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine Keynote von Barbara Buchegger, Vorsitzende von saferinternet.at. In ihrem Vortrag zeigte sie nicht nur auf, welche elementare Rolle digitale Medien im Leben von Heranwachsenden spielen, sondern auch, dass sich diese dabei weniger von Erwachsenen unterscheiden, als manchmal angenommen wird. Da aber sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern oft wenig Wissen über die Plattformen und ihre potenziell schädlichen Auswirkungen vorhanden sei, ist es von großer Bedeutung, sich intensiv mit der Mediennutzung auseinanderzusetzen und auf bestehende Hilfsangebote zurückzugreifen.
Die Keynote leitete eine von Andreas Kunigk, Pressesprecher KommAustria/RTR Medien, moderierte Podiumsdiskussion ein, an der neben Barbara Buchegger auch die Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin Julia Dier (SFU), der Sozialarbeiter Dominik Eberle (Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien) sowie Susanne Lackner (KommAustria) teilnahmen. Julia Dier, die auf die psychologischen Auswirkungen digitaler Medien spezialisiert ist, schilderte die vielfältigen Probleme, mit denen Jugendliche und Familien an sie herantreten. Neben Social Media-Phänomenen wie Ausgrenzung und Mobbing, die es auch schon vor den digitalen Medien gab, sind auch Handyspiele, die den Einsatz hoher Geldbeträge mit Fortschritten belohnen, eines der häufigsten Anliegen. Oft litten Jugendliche auch unter Inhalten in sozialen Medien, die ein unrealistisches Körperbild vermitteln, Minderwertigkeitskomplexe schürten und ein normales Sozialleben für Jugendliche verunmöglichen. Aber selbst Fälle von Pornografiesucht seien bereits unter Jugendlichen zu beobachten.
Eltern, die auffälliges Verhalten bei ihren Kindern beobachten, reagieren darauf häufig mit Verboten, was Barbara Buchegger als falsche Strategie bezeichnete. Dies führe häufig eher dazu, dass sich die Heranwachsenden nicht trauten, Hilfe in Anspruch zu nehmen, da sie befürchten, durch einen drohenden Entzug der digitalen Medien nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen zu können. Als Alternative empfiehlt sie, sich auch als Eltern mit digitalen Medien auseinanderzusetzen, das Konsumverhalten der Heranwachsenden zu beobachten und bestenfalls vorhandene Informationsangebote zu nutzen.
Um sicherzustellen, dass diese Hilfsangebote auch genutzt werden, muss auch an die Verantwortung der Plattformen appelliert werden, so Dominik Eberle. So sei es nicht nachvollziehbar, dass Hilfesuchende auf sozialen Medien häufig auf unseriöse Kanäle stoßen und qualifizierte Beiträge nicht hervorgehoben werden. Ohne die Bereitschaft der Plattformen, mit zivilgesellschaftlichen Kräften zusammenzuarbeiten, würden jedoch alle Bemühungen ins Leere laufen. Die Realität sieht so aus, dass auch schädliche Inhalte den Plattformen Klicks und damit lukrative Werbeeinnahmen bringen, während Aufklärung, Prävention und Schadensbegrenzung der Zivilgesellschaft überlassen bleibt.
Die Tatsache, dass auf großen Plattformen Algorithmen bestimmen, welche Inhalte ausgespielt werden, birgt zudem die Gefahr, dass Empfehlungsmuster nicht durchbrochen werden können. Zwar sei, wie Susanne Lackner betonte, die gezielte Ausspielung von Werbung an Kinder und Jugendliche auf Basis von Profiling nach dem DSA verboten, aber für eine funktionierende Altersverifikation fehlten bisher die Umsetzungsmöglichkeiten. Hier werden derzeit von der Europäischen Kommission Instrumente im Zusammenhang mit eWallet entwickelt, die verhindern sollen, dass Jugendliche Zugang zu für sie ungeeigneten Inhalten erhalten. Darüber hinaus ist die Arbeit von zertifizierten Trusted Flaggern von zentraler Bedeutung, da Plattformen dadurch verpflichtet sind, Meldungen ernst zu nehmen und ihnen gegebenenfalls nachzugehen, da sonst empfindliche Bußgelder drohen.
Es bestand Einigkeit unter den Teilnehmer:innen, dass die regulativen Maßnahmen der EU mit dem DSA und der geplanten Altersverifikation wichtige Elemente sind, um einen besseren digitalen Jugendschutz zu ermöglichen. Diese müssten jedoch stets durch eine aufmerksame und engagierte Zivilgesellschaft unterstützt werden. Zwar könne nie völlig ausgeschlossen werden, dass Kinder mit schädlichen Medien in Kontakt kommen, doch schafft der DSA mit seinen Instrumenten die Grundlage dafür, dass künftige Generationen einen sichereren und friedlicheren digitalen Raum nutzen könnten.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Gästen vor Ort und im Stream für ihr Interesse und ganz besonders bei den Expert:innen, die sich die Zeit genommen haben, mit uns über dieses wichtige Thema zu diskutieren.