Am 15. Februar 2011 luden RTR-GmbH und KommAustria zur Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“ ins Gewerbehaus der Wirtschaftskammer Wien. In seinem Einleitungsstatement unterstrich Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH für den Fachbereich Medien, die Bedeutung der 9. Vollversammlung, in der der Entwurf des dritten von der KommAustria erstellten Digitalisierungskonzepts präsentiert und zur Diskussion gestellt wurde. „Mit dem beginnenden Umstieg des Digitalen Fernsehens von DVB-T auf die noch mehr Ressourcen sparende Form von DVB-T2 werden in Österreich noch wesentlich mehr Fernsehprogramme, teilweise auch in HD-Qualität, verbreitet werden können. Dies ist ein wichtiger Beitrag, Österreichs Identität in sehr umfassendem Sinne bestmöglich zu wahren“, so Grinschgl.
Dr. Florian Philapitsch, Vorsitzender-Stellvertreter der KommAustria, stellte das 3. Digitalisierungskonzept der KommAustria vor: „Digitaler terrestrischer Hörfunk kann in Österreich grundsätzlich ab 2012 möglich sein. Die KommAustria hat für den Betrieb von entsprechenden Multiplex-Plattformen mit DAB+ insgesamt fünf bundesweite Bedeckungen mit unterschiedlicher Ausgestaltung (bundesweit, regional oder lokal) vorgesehen. Eine Ausschreibung vonseiten der Behörde erfolgt jedoch erst dann, wenn sich genug interessierte Mitspieler gefunden haben, die eine vollständige Nutzung der auf einer Multiplex-Plattform verfügbaren Kapazitäten erwarten lassen. Mit anderen Worten: die Spielfelder werden bereits abgesteckt, der Anpfiff ertönt aber noch nicht.“
Für digitales terrestrisches Fernsehen hat die Behörde in ihrem Konzept insgesamt drei bundesweite Multiplex-Plattformen vorgesehen. Ausgeschrieben werden MUX D und die neue Plattform MUX E als bundesweite Bedeckungen im Übertragungsstandard DVB-T2 bei einer Audio- und Videokomprimierung mittels MPEG-4. Im selben Standard soll die Plattform MUX F gestaltet sein, die allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeschrieben wird.
Über zukünftige Entwicklungen im Digitalen Fernsehen referierte Prof. Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers vom Institut für Nachrichtentechnik der Universität Braunschweig und erläuterte ausführlich die Folgen der Umstellung auf DVB-T in Deutschland sowie die Beweggründe für eine DVB-T2-Einführung. Er stellte den derzeit in Deutschland laufenden DVB-T2-Modellversuch vor, in dem für Deutschland auf Grund von Testergebnissen die Realsituation abgebildet und mit Hilfe von identifizierten Schlüsselparametern die Basis für die Entscheidungsfindung – Umstellung auf DVB-T2 ja oder nein – geschaffen wird.
Über die Erfolgsstory „Die Verbreitung von Digitalem Terrestrischen Fernsehen in Schweden“ berichtete Lars Backlund, Senior Vice President der Teracom Group und Vice Chairman von Broadcast Networks Europe. Er führte unter anderem aus, dass es heute in Schweden (rund 9 Mio. Einwohner) 50 Programme im „normalen“ Digital-TV und neun Programme in High Definition gibt, teilweise auf DVB-T bzw. DVB-T2. Neue Herausforderungen sieht er beispielsweise in einer umfassenden Coverage für Erst- und Zweitwohnsitze, Autos und Boote, in der die Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 erfolgen soll. Dabei geht es auch um HDTV und hybride Fernsehlösungen.
An der durch RTR-Mitarbeiter Andreas Kunigk, moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalradio: Chancen und Risken“ nahmen Mag. Michaela Adelberger vom Verband der Freien Radios Österreich, Dr. Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragter der deutschen DLM, Albert Malli von Ö3 und Mag. Christian Stögmüller vom Verband der Österreichischen Privatsender teil.
Ein Kernstück des neuen Digitalisierungskonzeptes ist die Festlegung auf einen Übertragungsstandard für digitalen Hörfunk. Die Experten der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Plattform Austria“ befürworteten die Verwendung des digitalen Rundfunkstandards DAB+, dem jüngsten Mitglied in der Familie der Digital Audio Broadcasting- (DAB-) Standards. Damit spezifiziert das neue Digitalisierungskonzept einen wesentlichen Punkt des im Oktober 2010 novellierten Privatradiogesetzes, mit dem die Rahmenbedingungen für eine Einführung von digitalem Hörfunk in Österreich geschaffen wurden.
DAB+ erlaubt die Übertragung von etwa 15 Radioprogrammen in einem Hörfunkkanal und ist damit besonders frequenzökonomisch und kostengünstig ausgelegt. In Deutschland steht ein bundesweiter Neustart von digitalem Hörfunk auf Basis von DAB+ unmittelbar bevor. In Österreich sind sich der ORF, die kommerziellen und die freien Radios allerdings darin – mehr oder minder – einig, dass die Zeit für den kostenintensiven Aufbau eines digitalen Sendernetzes noch nicht reif sei, da überzeugende Erfolgsmeldungen aus anderen europäischen Ländern noch fehlten.
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