„Zeitpunkt und Informationspolitik wenig konsumentenfreundlich“
Bereits mit Ende Juni 2011 will der ORF die Ausstrahlung seines über DVB-T empfangbaren Angebots „ORF OK MultiText“ beenden. Einen entsprechenden Bericht des Medien-Magazins „Horizont“ (Freitag, 27.05.2011) bestätigte der ORF der RTR-GmbH auf Anfrage.
„Der Zeitpunkt für diese Maßnahme ist aus unserer Sicht und im Hinblick auf die Konsumenten übereilt gewählt und wurde nicht kommuniziert“, kritisiert Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH), das Vorgehen des ORF. „Über eine solche Entscheidung sollte der ORF die Konsumenten rechtzeitig informieren. Dies ist nicht geschehen. Jedenfalls wurde der MultiText teilweise aus Mitteln des Digitalisierungsfonds kofinanziert.“
Der „ORF OK MultiText“ wurde im Oktober 2006 gemeinsam mit dem digitalen Antennenfernsehen DVB-T als damals gerade für die Konsumenten relevantes Zusatzangebot eingeführt. In der Erscheinung ähnelt er typischen Internet-Seiten. Seither wurden deutlich über 200.000 MultiText-fähige DVB-T-Empfangsgeräte in Österreich verkauft. Die dem MultiText zugrunde liegende Technologie hat sich jedoch in Europa nicht durchgesetzt. Grinschgl zeigt daher grundsätzlich Verständnis für die Entscheidung des ORF: „Mit HbbTV steht heute eine effizientere und wohl auch in Europa breit unterstützte Technologie zur Verfügung, um Text- oder Videoinhalte auf Abruf aus dem Internet auf den Fernsehschirm zu bringen. Wir begrüßen es daher durchaus, dass der ORF nun Angebote auf Basis von HbbTV entwickeln will. Es ist aber schwer zu erklären, dass der über DVB-T empfangbare MultiText aufgegeben wird, bevor die neuen Angebote verfügbar sind.“
Die HbbTV-Zusatzdienste des ORF werden für Nutzer des digitalen Antennenfernsehens voraussichtlich mit Einführung des neuen Übertragungsstandards DVB-T2 im Jahr 2012 und durch den Erwerb neuer Empfangsgeräte nutzbar sein. Dies hätte grundsätzlich dafür gesprochen, den MultiText noch für einige Zeit im ORF über DVB-T anzubieten.
Haushalte, die von der GIS-Gebühr befreit sind, konnten bisher bei der RTR-GmbH eine Förderung von bis zu 30 Euro für die Anschaffung eines MultiText-fähigen DVB-T-Empfangsgerätes beantragen. Diese Förderung wird mit der kompletten Digitalisierung aller terrestrischen Sendeanlagen im Fernsehbereich per Ende Juni eingestellt.
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