Jeder Mensch ist eigentlich eine riesige Wohngemeinschaft - mit seinem Mikrobiom. Viele der nützlichen Mitbewohner leben im Darm. "Wir sind nur zehn Prozent wir selbst - der Rest ist ein Keimhaufen", sagt Peter Holzer, Professor für Experimentelle Neurogastroenterologie an der MedUni Graz. Er ist einer der Top-Wissenschaftler aus zwölf Institutionen, die am Projekt MyNewGut teilnehmen, das die EU mit neun Millionen Euro fördert. Erforscht wird, welche Auswirkungen das Mikrobiom - ein Gemisch aus Millionen verschiedenen Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die jede Körperhöhle des Menschen besiedeln und sich auch auf der Haut tummeln - auf unsere geistige und körperliche Gesundheit hat. Dass die Darmbakterien die Nahrung aufspalten und deshalb unerlässlich für die Aufnahme der Nährstoffe sind, ist lange bekannt. Auch dass das Gehirn an den Bauch funkt ist jedem klar, der vor einer Prüfung noch schnell die Toilette aufsuchen musste. Doch in den letzten zehn Jahren mehren sich die Hinweise, dass die Mitbewohner in unserem Darm Funktionen haben, von denen bisher niemand ahnte.