PUBLIC VALUE DES NICHTKOMMERZIELLEN RUNDFUNKS Eine Untersuchung im Auftrag der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), des forums journalismus und medien wien (fjum) und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Abschlussbericht Helmut Peissl und Josef Seethaler unter Mitarbeit von Katharina Biringer Wien, im Jänner 2020 Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH Mariahilfer Straße 77–79 | 1060 Wien | Österreich T: +43 1 58058-0 | F: +43 1 58058-9191 | M: rtr@rtr.at www.rtr.at 2 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Vorwort Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, es gilt aus gutem Grund als nicht sonderlich zielführend zu beschreiben, was eine Sache nicht ist. Hier aber bietet es sich an, von der guten Regel eine Ausnahme zu machen, um Missverständnissen gleich vorzubeugen. Die Studie „Public Value des nicht- kommerziellen Rundfunks“ untersucht nicht, ob die gegenständlichen Medienangebote der Gesellschaft einen Mehrwert bieten, denn das wissen wir. Es steht auch nicht die Frage im Zentrum, worin dieser Mehrwert besteht, wenngleich das in der Studie dann zwangsläufig doch zur Sprache kommt. Aber den demokratiepolitischen und medienpädagogischen Wert partizipatorischer Medien belegen bereits zahlreiche andere Publikationen. Was die hier vorliegende Studie hingegen herausarbeitet, ist das hochspannende Resultat einer mehr als zwanzigjährigen Entwicklung des nichtkommerziellen Rundfunks. In Österreich gingen 1998 die ersten freien Radios auf Sendung. Inzwischen sind sie zu einer Gruppe von 17 Radio- und Fernsehsendern herangewachsen. Was sie eint, ist aber längst mehr, als die Gruppe der Nichtkommerziellen zu sein. Sie stellen heute eine Mediengattung mit einem sehr homogen gewachsenen Selbstverständnis für ihre Aufgabe und ihre Rolle in der Gesellschaft dar, so diese Studie. Für die Untersuchung wurden u.a. Fokusgruppengespräche mit 120 vornehmlich ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von fünfzehn Sendern durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass sich die nichtkommerziellen Programmveranstalterinnen und -veranstalter senderübergreifend an fünf zentralen Funktionen ihres Tuns orientieren, mit denen spezifische, übereinstimmend beschriebene Ziele und Werte erreicht werden. Dabei handelt es sich um die Artikulationsfunktion, die Partizipationsfunktion, die Komplementaritätsfunktion, die Medienbildungsfunktion und um die Realisierung medienkonvergenter Strategien. Deren Bedeutung, Zusammenspiel und Wirkung werden in dieser Untersuchung erläutert. Die Feststellung einer sehr weitreichenden Einigkeit der nichtkommerziellen Programmveranstalterinnen und -veranstalter über ihre Ziele und Werte ist von zentraler Bedeutung. Sie ist der wissenschaftliche Beleg für die Existenz eines „mission statements“, welches im Kern alle Verantwortlichen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Community-Medien über die gesamte Republik hinweg miteinander teilen und an dem sie sich selbst messen und auch messen lassen. So können wir mit Recht von DEM nichtkommerziellen Rundfunk in Österreich sprechen. Das ist deshalb ein so wichtiges Ergebnis, weil darauf aufgebaut werden kann. Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Intro Intro Die von der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) und in einer zweiten Phase vom forum journalismus und medien (fjum) geförderte Studie möchte einen Beitrag zur strukturellen und qualitativen Weiterentwicklung des nichtkommerziellen Rundfunks in Österreich leisten und damit als Orientierungshilfe sowohl für die Medienpolitik als auch für die Medienbetreiber dienen. Auf einer breiten Datenbasis aufbauend (internationale Forschungsliteratur, medienpolitische Dokumente, Workshops mit VertreterInnen der Sender, Fokusgruppengespräche mit Programm- und SendungsmacherInnen von 15 Radio- und Fernsehsendern, Konsultation internationaler ExpertInnen), werden wissenschaftlich fundierte Argumente für die Evaluierung eines demokratiepolitisch begründeten Bedarfs an öffentlichen Förderungsmitteln vorgeschlagen, die zugleich als Grundlagen für ein internes Qualitätsmanagement im Sinne einer Self-Governance gelten können. Die Studie wurde vom Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung (CMC) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Alpen-Adria- Universität Klagenfurt in Kooperation mit dem Community Medien Institut für Weiterbildung, Forschung und Beratung (COMMIT) initiiert und zwischen Juni 2018 und Mai 2019 am CMC durchgeführt. An der Studie beteiligt waren Dr. Josef Seethaler, stellvertretender Direktor des CMC, Mag. Helmut Peissl, Obmann von COMMIT, Mag.a Katharina Biringer und Mag.a Sophie Angerhöfer. Frau Mag.a Biringer und Frau Mag.a Angerhöfer waren sowohl für die Transkription der Mitschnitte der Fokusgruppengespräche als auch für die inhaltsanalytische Codierung der Transkripte verantwortlich. Frau Mag.a Biringer hat überdies an den Auswertungen der Codierungen und Frau Mag.a Angerhöfer an den Literaturrecherchen als auch an der Durchführung der Fokusgruppengespräche mitgearbeitet. Der besondere Dank der AutorInnen gilt den Senderverantwortlichen, den Programm- und SendungsmacherInnen aller in die Studie inkludierten Radio- und Fernsehsender als auch den Verantwortlichen des Verbandes Freier Radios Österreich und des Verbandes Community Fernsehen Österreich (VCFÖ): Ohne ihre Unterstützung und Kooperationsbereitschaft wäre die Untersuchung nicht möglich gewesen. Das gilt sowohl für die Vor-Ort-Organisation der Fokusgruppen und die von hohem Engagement gekennzeichnete Teilnahme an den Gesprächen, die zwischen August 2018 und März 2019 stattfanden, als auch für die Mitwirkung an drei großen Workshops zu Beginn, 6 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Fragestellung, theoretische und methodische Grundlagen Fragestellung, theoretische und methodische Grundlagen Mehr als 20 Jahre nach der Lizenzierung der ersten Freien Radios stellt sich sowohl aus gesellschaftlicher und medienpolitischer als auch aus organisationsinterner Sicht die Frage, ob der nichtkommerzielle Rundfunk zu einer eigenständigen Säule des Rundfunksektors geworden ist, die einen spezifischen und eindeutig definierbaren „Public Value“, also einen für die Gesellschaft relevanten kollektiven Wert, erbringt. In weiterer Folge erlauben es die Definition und Analyse der Beschaffenheit dieses Public Value, 1. Grundlagen für die Evaluierung der Förderung des nichtkommerziellen Rundfunks durch die öffentliche Hand und die dafür geltenden Richtlinien zu erarbeiten und 2. durch die Stärkung der Qualitätsdebatte zur selbstbestimmten und selbstreflexiven Weiterentwicklung und zur Ausgestaltung des sektorspezifischen Knowhow des nicht-kommerziellen Rundfunk beizutragen. Der Public Value-Begriff Bevor auf die theoretischen Voraussetzungen und methodischen Implikationen der Bestimmung eines Public Value im Medienbereich eingegangen werden kann, scheint es ebenso geboten wie nützlich, angesichts des zunehmend inflationären Gebrauchs des Public Value-Begriffs an den Kontext seiner Entstehung zu erinnern. Eingeführt wurde der Begriff 1995 von Mark H. Moore, der an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, Verwaltungswissenschaften mit besonderem Schwerpunkt auf Nonprofit-Organisationen lehrt. Der zentrale Gedanke in Moores Werk "Creating Public Value – Strategic Management in Government" liegt darin, dass sowohl der öffentliche Sektor als auch die Privatwirtschaft wertschöpfungsorientiert arbeiten, die private Wirtschaft aber private Werte schafft und der öffentliche Sektor öffentliche. Der „value for the society“ (Moore, 1995, S. 13) ist somit dem privatwirtschaftlichen Kapitalwert vergleichbar (ebd., S. 50f.). Damit wendet sich Moore gegen die neoliberale Auffassung, dass der öffentliche Sektor bloß die Rahmenbedingungen und Regeln aufzustellen habe, unter denen die Privatwirtschaft erfolgreich agieren könne. Vielmehr geht es um unterschiedliche Handlungslogiken, die sich darin unterscheiden, dass „die Bereitstellung und Förderung öffentlicher Güter nicht aus der individuellen Nutzenperspektive begründet [sind], sondern ein (durchaus auch fiktives) kollektives Urteil zur Grundlage [haben], das die Präferenzen der Bürger (nicht: der Kunden!) bündelt“ (Meynhardt & Metelmann, 2008, S. 248). Ohne Zweifel handelt es sich beim Public Value-Ansatz um einen Alternativentwurf zum ökonomisch geprägten, an detaillierten Kennziffern und Benchmarks orientierten New Public Management („Neuen Steuerungsmodell“), indem er vom größeren Ganzen und gesellschaftlich Sinnvollen ausgeht, also vom „Wertschöpfungsbeitrag für ein funktionierendes Gemeinwesen“ (Meynhardt & Metelmann, 2008, S. 25): „Public Value verbindet Legitimität, Vertrauen in demokratische Institutionen, Sozial- und Gemeinwohlorientierung mit Effektivität, Dienstleistungsqualität und optimierter Ressourcennutzung.“ (König, 2008, S. 318) In diesem Sinn, so Moore (1995), repräsentiert Public Value nicht nur die normative Erwartungshaltung an eine Institution, deren 8 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Fragestellung, theoretische und methodische Grundlagen Community Broadcasting als gesellschaftliche Institution lange Zeit Anders als die in der Kommunikationswissenschaft dominierende Systemtheorie, die Medien und Journalismus als einmal ausdifferenzierte, aber dann einigermaßen stabile Systeme begreift, gehen strukturalistische Ansätze von einer Interdependenz von Struktur und Akteurshandeln aus und ermöglichen so ein Verständnis von Entstehungs-, Entwicklungs- und Veränderungsprozessen (Altmeppen, 2006; Wyss, 2016). Demnach ermöglichen und begrenzen Strukturen menschliches Handeln, und gleichzeitig werden diese Strukturen durch das handelnde Zusammen- wirken der Akteure fortwährend (neu) hervorgebracht (Melischek & Seethaler, 2011). Dieser nicht zuletzt durch den spätestens seit den 1990er Jahren beobachtbaren beschleunigten gesellschaftlichen Wandel an Bedeutung gewinnende Gedanke der Rekursivität zwischen Struktur und Handeln liegt auch neueren institutionentheoreti- schen Ansätzen zugrunde, die Institutionen als menschengemachte Rahmenbedingun- gen des Handelns begreifen, die Ordnung schaffen und Unsicherheit reduzieren, indem sie formale und informelle Werte, Normen und Praktiken bereitstellen, die wiederum menschliches Handeln beeinflussen (Hall & Taylor, 1996; Parsons, 2007). In den letzten Jahren hat sich diese theoretische Perspektive auch in der Kommunikationswissenschaft als fruchtbar für die Analyse der gesellschaftlichen Funktion von Medien und Journalismus erwiesen (Jarren, 2019). Gerade angesichts der Digitalisierung und ihrer weitreichenden unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen (Boczkowski & Anderson, 2017) ist immer wieder von der De-Institutionalisierung existierender Formen im weiten Bereich des Journalismus und ihrer Ersetzung oder zumindest Ergänzung durch neue Arrangements die Rede, die im Zeitverlauf wiederum Institutionalisierungsprozessen unterliegen. Das „kontingente Auftreten einschneidender Ereignisse und Umweltentwicklungen“ wird jedenfalls wie der Einfluss „prägende[r] gesellschaftliche[r] Makrokräfte“ von allen Spielarten der Institutionentheorie als Antriebskraft von (De-)Institutionalisierungsprozessen gesehen (Wessler & Rinke, 2016). Zu diesen Antriebskräften gehören zweifellos die Folgen neoliberaler Medienpolitik und der damit verbundenen Deregulierung der Märkte (Voltmer, 2016), das dramatische Anwachsen der Marktmacht branchenfremder, oft global und vornehmlich im Internet agierender Akteure (Brake, 2017), die Zunahme von Ökonomisierungsstrategien in der konvergenten, den Redaktionsalltag drastisch verändernden Medienproduktion (Neuberger et al., 2009), die verschwimmenden Grenzen zwischen Journalismus und Werbung bzw. PR (McChesney & Nichols, 2010; Lloyd, 2015; Renner et al., 2017), der Verdrängungsprozess journalistischer Angebote im Internet, selbst durch traditionelle Medienunternehmen (Lobigs, 2018), sowie der Verlust an journalistischer Glaubwürdigkeit durch „Fake News“- und „Lügenpresse“- Debatten (Zoll, 2015; Lilienthal & Neverla, 2017; Schultz et al., 2017). All diese Entwicklungen lassen neue Vermittlungs- und Kommunikationsformen in bisher ungeahnter Breite entstehen, die den Journalismus in einem Transformationsstadium erscheinen lassen (Charles & Stewart, 2011). Dies unterstreicht in aller Deutlichkeit die Relevanz der Frage, inwieweit es „peripheren“ oder alternativen Formen gelingt, in Verbindung mit Organisationsmodellen jenseits der „klassischen“ werbefinanziert- privatwirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Modelle institutionelle Strukturen aufzubauen, die geeignet sind, einen für eine demokratische Gesellschaft relevanten Public Value zu generieren. 10 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Fragestellung, theoretische und methodische Grundlagen Zur empirischen Bestimmung von Public Value Hasebrink (2007, S. 41) hat darauf hingewiesen, dass der gewünschte kollektiv anerkannte „Mehrwert“ „nicht als Eigenschaft des Programms an sich betrachtet werden kann, über die ein Angebot verfügt oder eben nicht verfügt“, sondern „nur anhand der Relation zu den mit dem jeweiligen Angebot verbundenen kommunikativen Zielsetzungen sowie anhand der Funktionen bestimmt werden [kann], die es erfüllt“. Public Value ist daher „nicht als feststehendes, von außen vorgegebenes Zielkriterium aufzufassen, sondern als Prozess, im Zuge dessen sich der Rundfunkveranstalter intern bei allen seinen Angeboten sowie auch bei seinem Gesamtprogramm darüber verständigt, welche Ziele diese erreichen bzw. welche kommunikativen Funktionen sie erfüllen sollen.“ Dieser für die Generierung von Public Value kennzeichnende Verständigungsprozess entspricht dem Ansatz des diskursiven Institutionalismus, der die mit einer Institution verbundenen Werte, Normen und Praktiken als Teil eines größeren Bezugsrahmens, eines Diskurses, sieht – und daher in der Analyse des Diskurses als erkennbar und fassbar hält (Panizza & Miorelli, 2013). Für die Forschung heißt das, dass die Befragung der involvierten Personen den Zugang zu einem professionellen Diskurs eröffnet, in dem die individuell anerkannten Werte, Normen und Praktiken reflektiert und gedeutet werden können. Die (kontrollierte) Gesprächssituation lädt die GesprächspartnerInnen ein, ihre Position in diesem Diskurs zu artikulieren. Durch die Aggregation dieser Positionen auf die Makroebene lassen sich Einsichten über Inhalt, Ausmaß und Geltungsbereich eines gemeinsamen, profilgebenden Selbstverständnisses und damit über den Grad der Institutionalisierung gewinnen sowie, innerhalb dessen, über die Ausprägungen und den Stellenwert der kommunikativ zu erreichenden gesellschaftlichen Zielsetzungen und zu erfüllenden Funktionen, kurz: des angestrebten Public Value. Unter dieser Prämisse wurden Fokusgruppengespräche mit Programm- und Sendungs- macherInnen geführt. Fokusgruppengespräche haben sich bewährt, um Einstellungen zu einem bestimmten, durch das Forschungsinteresse definierten Bereich in einer offenen, freundlichen Atmosphäre zu erheben, wobei durch die angestrebte Interaktion der Gruppenmitglieder Einzelmeinungen validiert und somit Gruppenmeinungen erhoben werden können: Durch „die Selbstläufigkeit des Diskurses [werden] Gruppenmeinungen als Produkt kollektiver Interaktion gewissermaßen arbeitsteilig vorgetragen“ (Vogl, 2014, S. 582). Mit MitarbeiterInnen folgender 15 nichtkommerziellen Radio- und Fernsehsendern wurden Fokusgruppengespräche geführt: • FREIRAD – Freies Radio Innsbruck, Innsbruck, am 17.08.2018 • Radio AGORA 105.5, Klagenfurt/Celovec, am 24.08.2018 • dorf tv, Linz, am 30.08.2018 • Radio FRO – Freier Rundfunk Oberösterreich, Linz, am 30.08.2018 • Freies Radio Freistadt, am 31.08.2018 • FS1 – Freies Fernsehen Salzburg & Radiofabrik, Salzburg, am 06.09.2018 • Freies Radio B138, Kirchdorf & Radio FREEQUENNS – Das freie Radio im Ennstal, • Radio ORANGE 94.0, Wien, am 12.09.2018 • Radio Helsinki – Freies Radio Graz, Graz, am 13.09.2018 • Campus & City Radio 94.4, St. Pölten, am 14.09.2018 • Okto, Wien, am 18.09.2018 • Freies Radio Salzkammergut, Bad Ischl, am 01.02.2019 • Radio OP – Open Radio, Oberpullendorf/Felsöpulya, am 18.03.2019 Liezen, am 07.09.2018 12 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Untersuchungskonzept Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Untersuchungskonzept Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Während in der internationalen Literatur Einigkeit darüber besteht, dass Community Medien einen „necessary part of a democratic, pluralistic media system“ (Coyer, Dowmunt, & Fountain, 2007, p. 111) darstellen und eine Antwort sind auf den „felt need of local populations to create media systems that are relevant to their everyday lives“ (Howley, 2005, S. 2), erfüllen sie, da sie in den unterschiedlichsten sozialen, politischen und kulturellen Kontexten operieren, je nach Kontext unterschiedliche Funktionen (Howley, 2011; Biringer, 2018). Dementsprechend vielfältig sind die damit verbundenen kommunikativ zu erreichenden gesellschaftlichen Zielsetzungen, wie sie in zahlreichen internationalen Studien und politischen Deklarationen erörtert werden. Ihre Palette umfasst auf der sozialen Ebene • • • • • • • • • „sharing communities’ interests, challenges and concerns which seek to improve the quality of life of their community and to contribute to the well-being for all its members“ (United Nations, 2010), „social benefits“ durch „open access“, insbesondere für bestimmte, in Gesellschaft und Medien eher vernachlässigte Bevölkerungsgruppen und „dissenting ideas“ (Rennie, Spurgeon, & Barraket, 2017; Anderson & Masocha, 2017; Order, 2017; United Nations, 2010; Peissl & Tremetzberger, 2010; Council of Europe, 2009; European Parliament, 2008; Atton, 2002), „empowerment people“ by gaining access to public sphere processes“ (Foxwell et al., 2008; Rodriguez, 2001), „civic engagement“ (Coyer & Hintz, 2010) und „participation as taking part in particular social processes and having an influence on decision-making“ (Meadows et al., 2009; Council of Europe, 2009; Carpentier, 2011, 2016), „social cohesion“ bzw. „social inclusion“ (Council of Europe, 2009; Meadows & Foxwell, 2011; Order, 2017) und „contribution to community development“ (Peissl & Tremetzberger, 2010) durch „strengthening of community identities” (Forde, Foxwell, & Meadows, 2003; Rodriguez, 2001), „combating negative stereotypes and correcting the ideas put forward by the mass media regarding communities within society threatened with exclusion, such as refugees, migrants, Roma and other ethnic and religious minorities“ (European Parliament, 2008), „promoting a culture of understanding between different ethnic, cultural and religious groups in civil society“ (Lange, 2009), „intercommunity exchange“ und „cross cultural dialogue“ (Fraser, 1999; Forde et al., 2003; Council of Europe, 2009) sowie „conflict resolution“ durch „creating more opportunities for mutual understanding“ (Doudaki & Carpentier, 2011; Carpentier, 2017). Auf Medienebene wird von Community Medien erwartet • • „to promote media literacy“ (Atton, 2002; Forde et al., 2003; Peissl & Tremetzberger, 2010), „complementarity to conventional programmes“ zu bieten (Peissl & Tremetzberger, 2010), • Medienvielfalt vor dem Hintergrund wachsender Medienkonzentration zu fördern (Lange, 2009), 14 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Untersuchungskonzept Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Dieser Rahmen sollte aber auch präzis genug sein, um aus der oben aufgelisteten breiten Palette von „Public Values“ eine kontextuell adäquate Vorauswahl zu treffen. Bewusst wurde dabei nicht an die vom Verband Freier Radios Österreich gegebene „Charta der Freien Radios Österreichs“ angeknüpft (die im Kontext von „Handlungsprinzipien und -leitlinien“ – so der Untertitel – eine Reihe von Wertvorstellungen enthält2), da die dort sinnvolle und notwendige Praxisorientierung nicht Ausgangspunkt, sondern idealiter Anwendungsziel der Untersuchung sein sollte. Zugespitzt formuliert: Eine wissenschaftliche Untersuchung muss dafür offen sein, sowohl eine Übereinstimmung als auch eine Kluft zwischen normativen Ansprüchen und Praxis diagnostizieren zu können. Normative Medienfunktionen als konzeptionelle Grundlagen der Fokusgruppengespräche So vielfältig die Definitionsversuche von Public Value sein mögen, letztlich dient der gesellschaftliche Mehrwert von öffentlicher Kommunikation der Selbstverständigung einer demokratischen Gesellschaft legt es nahe, in der Formulierung eines Konzepts zur Bestimmung von Public Value von öffentlichkeitstheoretischen Überlegungen auszugehen, da die normativen Ansprüche an die Öffentlichkeit – und damit auch an die Rolle der Medien – vom jeweiligen Demokratieverständnis abhängen. (Trappel, 2010; Peissl, 2011). Dies Tatsächlich vollzieht sich in den westeuropäischen Staaten in den letzten Jahrzehnten im Zuge eines Wertewandels von materialistischen Werten wie Sicherheit, Stabilität und wirtschaftliche Grundversorgung zu postmaterialistischen Werten bzw. sogenannten „selfexpression values“ wie Gleichberechtigung, Toleranz und Umweltbewusstsein auch ein Wandel des Verständnisses von Demokratie (Dalton & Welzel, 2014; Polak, 2011; Rosenberger & Stadlmair, 2014). So entwickelt sich aus dem Delegieren der Verantwortung an Vertretungsorganisationen (wie vor allem politische Parteien) und die damit erfolgte Unterstützung der Performanz des demokratischen Systems zusehends die Bereitschaft, sich auf eine stärker unmittelbare Weise in politische Prozesse einzubringen und dadurch das demokratische Prinzip als solches zu stützen. Neben das repräsentative Verständnis (wie es im Wesentlichen auch der österreichischen Verfassung zugrunde liegt) treten ein deliberatives und partizipatorisches Verständnis von Demokratie (vgl. Tabelle 1). In dem einen spielen zivilgesellschaftliche Akteure eine große Rolle, im anderen geht es um die Inklusion möglichst vieler BürgerInnen. Ideal gesehen, verschiebt sich der Fokus von Politik und politischer Öffentlichkeit • von der auf Mehrheitsfindung ausgerichteten Debatte weltanschaulicher Ideen in der repräsentativen Demokratie • zu einer rationalen, respektvoll und konsensorientiert geführten Diskussion über kollektiv als wichtig erachteten Themen in der deliberativen Demokratie • und zur Artikulation persönlicher Anliegen, die der Vernetzung bedürfen und in einer kontinuierlichen Mitgestaltung des Gemeinwesens münden, in der partizipatorischen Demokratie. Diese unterschiedlichen, nebeneinander existierenden und einander keineswegs ausschließenden Demokratieverständnisse stellen unterschiedliche Ansprüche an die Öffentlichkeit und sind auf unterschiedliche Funktionen der Medien angewiesen (Ferree et al., 2002; Jandura & Friedrich, 2014; Beaufort & Seethaler, 2017): 2 https://www.freie-radios.at/charta.html 16 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Untersuchungskonzept Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Tabelle 1: Demokratieverständnis und Öffentlichkeit im Wandel Demokratie- verständnis Wer partizipiert? In welchem Prozess? In welchem Diskursstil? Mit welchem Ergebnis? Transparente Debatte zwischen welt- anschaulichen Positionen Mehrheits- entscheidung (Schluss der Debatte) Respektvoller Dialog Konsensuale Entscheidung Marktplatz von Ideen Deliberation von kollektiv als wichtig erachteten Themen Artikulation von persönlichen Anliegen und soziale Vernetzung Offene, d.h. auch konfliktgeladen und emotional geführte Diskussion Kontinuierliche Mitgestaltung, auch nach der Entscheidungs- findung Liberal- repräsentativ Deliberativ Partizipatorisch Elite (proportional zu den in Wahlen geäußerten Präferenzen der Bevölkerung) NGOs (Vertretung der Interessen von BürgerInnen, ausgewogen nach Betroffenheit) Inklusion möglichst vieler BürgerInnen (ausgewogen im Sinne der soziodemo- graphischen Zusammen- setzung der Bevölkerung) Quelle: nach Beaufort & Seethaler (2017) Mit welcher Rolle der BürgerInnen? „informed citizen“ „autonomous reasoning citizen“ „empowered citizen“ Mit welcher Rolle der Medien? vielfältige, transparente und sachliche Informations- vermittlung Forum für öffentliche Diskussion, Analyse und Interpretation Motivierung, Aktivierung, Ermöglichung von Interaktions- und Teilhabe 18 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Untersuchungskonzept Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks darstellen, die die „selbstbestimmte Handlungsfähigkeit“ von medial sonst wenig beachteten lokalen und kulturellen Gruppen vergrößern. Er sieht darin eine Art „‚Public Service‘ von unten“. • Die Partizipationsfunktion geht über die „bloße“ Artikulation von Meinungen und die Ermöglichung einer kommunikativen Teilhabe hinaus und zielt auf die Förderung von integrativen und partizipativen Prozessen innerhalb und zwischen Communities („Community Building“). Sie ermächtigt Personen zur aktiven Teilhabe an der Gestaltung der natürlichen und sozialen Umwelt und damit am politischen Prozess als Ganzem. • Die Medienbildungsfunktion umfasst die Vermittlung von Medienkompetenz sowohl durch Gestaltung eigener Medienbeiträge als auch die Förderung einer kritischen Reflexion von Medieninhalten und Medienhandeln. • Die Realisierung medienkonvergenter Strategien zielt schließlich angesichts der sich radikal verändernden Medienproduktion wie Mediennutzung auf die Forcierung eines medienkonvergenten Verständnisses der Rundfunkarbeit, das Verantwortlichkeit und Transparenz kennt und in die Welt der Online-Medien hineinträgt. In internationalen Studien wird immer wieder auf die besondere Herausforderung verwiesen, vor der nichtkommerzielle Medien heute stehen, da sie als Gegenmodell zu den Schein-Partizipationsangeboten der kommerziellen Plattformen die Voraussetzungen für eine „genuine participation“ bieten (Day, 2009; Guo, 2015). Die der Analyse der Fokusgruppengespräche zugrundeliegende detaillierte inhaltliche Aufschlüsselung der fünf normativen Funktionen befindet sich im Anhang. 20 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 1: Wertedimensionen des Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Partizipationsfunktion Komplementaritätsfunktion Medienbildungsfunktion Artikulationsfunktion Realisierung medienkonvergenter Strategien Wie ist nun der von den Programm- und SendungsmacherInnen als für ihre Arbeit konstitutiv erachtete Public Value beschaffen? Wie sind die einzelnen Dimensionen gewichtet? Bringt man dafür die untersuchten normativen Medienfunktionen (unter Einschluss der Überschneidungen) in eine Rangordnung (vgl. Abbildung 2), so wird die Artikulationsfunktion als wichtigste Komponente des Public Value gesehen: durchschnittlich ein Drittel des Inhalts der Fokusgruppengespräche (33 Prozent) dreht sich um diese für die Gesellschaft als wertvoll erachtete Funktion. Auch wenn ihr Stellenwert zwischen den Sendern im Vergleich zu den anderen Funktionen – auf weitgehend hohem Niveau – relativ stark schwankt, deutet er auf einen hohen Identifikationsgrad der MitarbeiterInnen mit den nichtkommerziellen Sendern hin, deren Merkmale als entscheidend und fördernd für diese Art von Radio- und Fernsehmachen erlebt werden. Dies betrifft insbesondere den als konstitutiv erachteten und in mehrfacher Hinsicht interpretierten offenen Zugang, der ein deliberatives Demokratie- und Öffentlichkeitsverständnis zu verwirklichen versucht. Anders als das repräsentative und partizipatorische Verständnis, die in der Demokratietheorie seit der Antike diskutiert werden (Held, 2006), ist das deliberative Verständnis historisch jüngeren Datums. Insbesondere im deutschsprachigen Raum ist es wesentlich von Jürgen Habermas (1962, 1973, 1992, 1995) geprägt, auf dessen Schriften sich schon die Alternativpublizistik der 1970er und 1980er Jahre berufen hatte und die auch bei der Gründung der ersten freien Radios mit ihrer Vision einer „idealen Sprechsituation“ ohne macht- oder ordnungspolitisch motivierte Einschränkungen als emanzipatorisches Gegenmodell zu den herrschenden, als repressiv empfundenen Medien- und Öffentlichkeitsstrukturen eine wichtige Rolle spielten (Schäfer, 2012; Kaltenbrunner, Regitnig-Tillian, & Müller, 2014; Welker & Kloß, 2017). 22 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks die Komplementaritätsfunktion in einem gewissen Spannungsverhältnis stehenden Zwischen diesen beiden, Wertedimensionen einen weiteren stellt gesellschaftlichen Wert dar, der die für eine demokratische Gesellschaft unverzichtbare Vielfalt des Mediensystems um Komponenten bereichert, die kaum von einem anderen Medientyp eingebracht werden können. „Komplementarität“ wird nämlich vieldeutig verstanden: inhaltlich und formal. Inhaltlich geht es sowohl um die Vermittlung lokaler Belange, die für die Bevölkerung im Verbreitungsgebiet des Senders von Bedeutung sind, als auch um Themen abseits des Mainstreams, wobei die Programmangebote nichtkommerzieller Sender vor allem um künstlerische und kulturelle Diversität bemüht sind. Die lokale Informations- und Kommunikationsfunktion wiederum kann, wie auch der Media Pluralism Monitor der Europäischen Union3 urteilt (Seethaler & Beaufort, 2019), gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Medienvielfalt fängt im Lokalen an“, stellt der Vielfaltsbericht der deutschen Landesmedienanstalten fest: „Wenn die Informations-, Meinungsbildungs- sowie Kritik- und Kontrollfunktion lokaler Medien eingeschränkt oder gar nicht mehr gegeben ist, dann gerät das gesellschaftlich-demokratische System als Ganzes ins Wanken.“ (Kunow, 2019, S. 40). In formaler Hinsicht definiert sich Komplementarität primär im Sinne einer alternativen Sendungsgestaltung, die vor allem anstelle einer episodischen Ereignisorientierung einen prozesshaften Zugang setzt. Dies gilt für die Vorbereitung einer Sendung ebenso wie für deren Ablauf, der der Entwicklung von Gedanken und Argumentationen Priorität einräumt: slow food statt fast food. Artikulations-, Partizipations- und Komplementaritätsfunktion bilden den Kern des vom nichtkommerziellen Rundfunk generierten Public Value. Die engen Verbindungen, die von den MitarbeiterInnen gesehen werden (vgl. Abbildungen 3 bis 5) wurden bereits in einer Untersuchung der Weltbank aus dem Jahr 2008 anschaulich beschrieben: „Community radio programs […] often involve the whole listening audience in discussing matters important to them, in their local languages. This in turn strengthens people’s ability and confidence in framing and analyzing issues, engaging in informed debate, and pressing local officials for actions. This process helps people to identify and grasp opportunities, address collective problems, and resist manipulation. It also strengthens people’s resolve to make their government accountable and strengthens their outspokenness against abuses.“ (Buckley et al., 2008, S. iii). Gegenüber diesem Komplex an normativen Kernfunktionen wurden die Medienbildungsfunktion und die Realisierung medienkonvergenter Strategien mit 9 bzw. 8 Prozent durchschnittlichem Anteil am gesamten Gesprächstext weniger häufig thematisiert. Für die Bildungsfunktion gilt wohl, dass sie der Tätigkeit der Programm- und SendungsmacherInnen inhärent ist und deshalb offenbar weniger reflektiert wird, wenngleich ihre Bedeutung als außerordentlich hoch eingeschätzt wird. „Most learning opportunities in community media can be found in informal or nonformal settings and are related to active media production or ‚learning by doing‘, as well as developing critical understanding by getting to know the production side of the media“, beschreibt ein aktuelles Papier des Europarats die Situation treffend (Chapman, Bellardi, & Peissl, 2019, S. 24). Die Ergebnisse der Fokusgruppengespräche legen einige dieser informellen Settings offen: So erlaubt der – sich oft über lange (und nicht durch Förderungen finanzierte!) Zeiträume erstreckende – prozessorientierte Zugang in der Vorbereitung von Sendungen, Bildungseinrichtungen miteinzubeziehen und auf diese Weise einen kritischen Zugang zu Medien zu vermitteln (vgl. Abbildung 6); Ähnliches gilt, wenn auch deutlich schwächer ausgeprägt, für die Empowermentfunktion (vgl. Abbildung 7) und für den Fall, wenn Vorstellungen vom Publikum zu einer relevanten Größe für die Sendungsgestaltung werden (vgl. Abbildung 8). Hier gilt es allerdings von Seiten der Forschung ein Defizit zu beheben: Viele der an den Fokusgruppengesprächen 3 https://cmpf.eui.eu/media-pluralism-monitor/ 24 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 3: Verbindungen zwischen Artikulation und Partizipation Inklusion unterrepräsentierter Gruppen Community Building Sprachenvielfalt Ermächtigung verschiedener Personen/ Gruppen Vorstellung vom Publikum Live-Erlebnis authentische Kommunikation Sprachrohr bieten Feedback Sender als lokales politisch-kulturelles Zentrum Sender als Kommunikationsnetzwerk darüber hinaus Selbstpräsentation der SendungsmacherInnen gesellschaftliche Teilhabe Verantwortlichkeit Merkmale des Senders Expertise Sender als Kommunikationsnetzwerk innerhalb des Senders Sender als geschützter Raum um öffentlich zu sprechen Selbstverwirklichung der SendungsmacherInnen 26 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 5: Verbindungen zwischen Partizipation und Komplementarität Themen: Umwelt und ökologische Themen Themen: Politik und Soziales gesellschaftliche Teilhabe Community Building Betroffenheitsperspektive Themen: Musik, Kunst und Kultur Themen abseits des Mainstreams Sender als Kommunikationsnetzwerk innerhalb des Senders Berichterstattung über lokale NGOs und Kunst/Kulturszene Einbindung unterrepräsentierter Gruppen und Organistationen Sender als Kommunikationsnetzwerk darüber hinaus prozessorientierter Zugang Identitätsbildung Sprachenvielfalt Feedback lokale Berichterstattung Sender als lokal politisch-kulturelles Zentrum spezifische Informationen für unterrepräsentierte Gruppen Ermächtigung verschiedener Personen/Gruppen Sprachgebrauch 28 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 7: Verbindungen zwischen Partizipation und Medienbildung Inklusion unterrepräsentierter Gruppen Community Building Sprachenvielfalt Ermächtigung verschiedener Personen/Gruppen Sender als Kommunikationsnetzwerk darüber hinaus angeeignete Fähigkeiten als Karrieresprungbrett Erwachsenenbildung/ Publikumsbildung Sender als lokales politisch-kulturelles Zentrum Feedback Medienbewertung Kinder- und Jugendmedienarbeit Perspektivenwechsel Medienwissen Medienhandeln Medienausbildung gesellschaftliche Teilhabe Sender als Kommunikationsnetzwerk innerhalb des Senders 30 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 9: Verbindungen zwischen medienkonvergenten Strategien und Artikulation Zeit- und Ortsunabhängigkeit online Vorstellung vom Publikum Positionierung der Sendung online authentische Kommunikation Vernetzung Sprachrohr bieten Live-Erlebnis Merkmale des Senders Selbstverwirklichung der SendungsmacherInnen Digitalisierung Individualisierung Zukunftsaussichten CBA Sender als geschützter Raum um öffentlich zu sprechen Selbstpräsentation der SendungmacherInnen Verantwortlichkeit Expertise 32 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Abbildung 11: Verbindungen zwischen medienkonvergenten Strategien und Partizipation Zukunftsaussichten CBA Sprachenvielfalt gesellschaftliche Teilhabe Individualiserung Sender als Kommunikationsnetzwerk innerhalb des Senders Community Building Ermöchtigung verschiedner Personen/Gruppen Digitalisierung Inklusion unterrepräsentierter Gruppen Sender als Kommunikationsnetzwerk darüber hinaus Zeit- und Ortsunabhängigkeit online Vernetzung Positionierung der Sendung online Feedback Sender als lokales politisch-kulturelles Zentrum 34 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Im Mittelpunkt der Definition der Artikulationsfunktion steht wenig überraschend der offene Zugang als herausragendes Merkmal nichtkommerzieller Sender, der mit der Offenheit des im Sender herrschenden Klimas und der Offenheit der Gestaltungsmöglichkeiten in einem engen Zusammenhang gesehen wird. Diese Offenheit ist, das wird aus den Stellungnahmen auch deutlich, an die Gemeinnützigkeit des Senders gebunden und stellt die Basis für Deliberation dar. Ew: […] und das gibt es wahrscheinlich sonst auch in keinem Radio, dass man einfach spontan und vielfältig sein kann. (I, 267) 4 Am: […] wir sind eigentlich frei. Wir sind unser eigener Wille. Tut mir leid, wenn ich das jetzt so patriotisch sage, nur das passt gerade so gut. (II, 209) Gw: […] weil es kann nichts Kreatives rauskommen, wenn du in einen Rahmen gesteckt wirst und sagst, du musst einen Schritt nach links und einen Schritt nach rechts und innerhalb von diesem kleinen Rahmen darfst du kreativ sein. (III, 114-2) Gw: Was es noch ist, bei Freien Radios, das ist so eine Geschichte, weil sie so ein diverses Programm haben, kannst du nicht einfach einschalten und reinhören. Dann wird es auf einmal eine andere Sprache sein […]. Also das ist kein Radio, dass du einfach so nebenbei hören kannst, so wie ganz normale kommerzielle Radios. (III, 18-2) Fm: Und ich glaub das ist, so wie wir uns im Team auch einig sind, wie wir das Freie Radio betreiben wollen, finde ich bei euch allen einen gewissen Grundkonsens, der da ist, der einfach sagt, wir sagen unsere Meinung, wir gehen an die Öffentlichkeit, es ist uns wichtig, dass wir Vielfältiges in die Welt bringen und gleichzeitig wollen wir ein gut hörbares Radio machen. (IV, 180-1) Dm: Ich denk mal, grad Freie Radios haben die Möglichkeit ohne jeglichen Druck seine Sendung zu machen, dann können auch die Leute zur Sprache kommen, die tatsächlich unterrepräsentiert sind. (V, 238) Dm: […] das Freie Radio an sich ist schon auch ein Punkt, wo man auch anecken darf. Ob das jetzt irgendeine antikapitalistische Perspektive ist oder eben aus dem Bereich, den ich gerade vorgestellt habe. Es ist wichtig da eine Gegenöffentlichkeit darzustellen und Möglichkeiten aufzumachen und darüber zu diskutieren. (V, 81) Em: Da gibts natürlich schon diese Aktualitätsfrage. Die können wir nicht abdecken. Was man gesehen hat, wie soll ich sagen, das ist die Funktion, nicht über Aktualität der Information wegen, sondern eher in der Reflexion, in einer Nachbesprechung, im Nachleben. (VI, 207) Em: […] ein ganz ein wichtiger Punkt noch vielleicht […]: Information um der Information willen und nicht um des Geldes willen. (VI, 50) Der der Artikulationsfunktion zugrundeliegende Deliberationsgedanke kommt im Selbstverständnis der Programm- und SendungsmacherInnen in zweifacher Weise zum Ausdruck: einerseits (und erwartbar) als Sprachrohrfunktion für Akteure der Zivilgesellschaft, andererseits aber auch als Selbstverwirklichung (der Aspekt der bloßen Selbstbestätigung – Gw: „Und wenn ich bei wem vorbeigehe, höre ich wie sie [sagen], he, das ist die vom Radio“ (II, 355) – wurde eher selten angesprochen). Tatsächlich ist die durch Prozesse der Argumentation und des Nachdenkens beförderte, weder an Wettbewerb noch an Entlohnung orientierte Selbstverwirklichung ein sozialintegrativer 4 Alle Zitate sind durch zwei Kürzel gekennzeichnet: am Beginn (Großbuchstabe für den/die UrheberIn des Zitats + w=weiblich, m=männlich) und am Ende (römische Ziffern für den Sender, Zahl für die Textstelle im Transkript des Fokusgruppengesprächs). 36 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Bw: Ich glaube, es wurde eh schon von jeder Seite beantwortet, dass quasi jede Bürgerin und jeder Bürger die Möglichkeit hat Themen zu bringen oder Gruppen auch sprechen zu lassen, die sonst wenig oder auch kein Gehör finden und dass es eine Palette gibt von Inhalten und Themen, von Bevölkerungsschichten, von Kulturen, von Austauschmöglichkeiten. (V, 297) Cm: […] und dass du den jungen Leuten, die auch kritisch sind, schon in dem Alter eine Plattform gibst oder ein Sprachrohr, wo sie ihre Meinung ausdrücken können. Das ist schon sehr wichtig. (XIII, 246) Fw: […] ja vor allem für die Leute, die sonst nicht die Möglichkeit haben. Für die ist das ja großartig, dass sie da werben können, mit der Moderatorin sprechen können und so weiter. Und bei mir ist das auch so, am Ende machen sie dann ihre Werbung oder ich sage eine Veranstaltung durch und so weiter. Und ich achte auch darauf, dass das dann immer auch auf Facebook kommt. Also das mache ich schon auch. Da kündige ich dann am Schluss an, wer der nächste Gast ist in der Sendung. (II, 300) Fm: Also das wirklich auch Betroffene […] das [selbst] zur Sprache bringen können und da unterstütze ich sie auch dabei. […] Viele nutzen dann die Möglichkeit, das finde ich auch dann schön. Ich kann sie motivieren, dass ich dann sage, dass wir das mal aufzeichnen und aufnehmen und dass ich dann so auch zusammenstelle, dass es keine Pausen und so gibt […]. Die sind dann auch immer ganz überrascht, wie toll das dann ist. (V, 214) Als wichtigster Erfolgsfaktor einer gelungenen Artikulation wird die Möglichkeit einer authentischen Kommunikation gesehen, die sowohl die Produktion als auch die Rezeption verändert und als einer der USPs des nichtkommerziellen Rundfunks verstanden wird. Demgegenüber treten Faktoren wie Verantwortlichkeit, Expertise und die Rolle des Senders als Art „geschützter Raum“ für freie Meinungsäußerung in den Hintergrund. Bm: Und beim Freien Radio ist es zwar auch so, dass man die Frage stellen kann, warum die das bringen, aber es ist zumindest auf jeden Fall authentisch, da weiß man oder kann man im Großen und Ganzen davon ausgehen, dass [das der] Person, die das Gespräch macht oder die die Sendung macht, […] persönlich wahrscheinlich wichtig [ist], weil sie authentisch sie selbst ist, niemanden gehorcht. (I, 325) Hw: […] man hat zuerst irgendwie diese Info gehabt, na das ist eine Radiosendung, das muss perfekt sein. Und irgendwann hörst du damit auf, weil es soll nicht perfekt sein, es soll authentisch sein. Und eben auch persönlich. Weil es gibt so viele, die schon so maßgefertigt sind, doch nein, wir dürfen hier persönlich sein, weil wir uns nicht verkaufen, sondern weil wir uns schenken. (III, 52-2) Ew: Ich kann unglaublich spontan sehr schnell auf etwas reagieren. Ich muss niemanden fragen, ob ich jetzt zu dem Thema, […] zu dem Stück oder zu der Ausstellung irgendwas machen kann, sondern ich mache einfach (I, 19) Cm: Da kommen dann die lieben Kolleginnen und Kollegen aus den kommerziellen Radios, Zeitung und so, kommen da auf mich zu und sagen, boah [Name], unglaublich was du dich da traust, wir dürfen das gar nicht. (VI, 444) Fw: Wenn man redet miteinander, entsteht auch was. Es ist ja nicht nur so, dass man eine Frage stellt und der antwortet was. […] Bei deiner langen Diskussionssendung da entsteht oft wirklich was, da entstehen neue Ideen, da entstehen Visionen, was könnte man noch tun, wie könnte man das noch anschauen. Eigentlich ist ja das Wesentliche [...]. (VII+VIII, 139) 38 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Em: Die Leute die [Name des Senders] hören wollen, wollen [Name des Senders]. Sie wollen etwas entdecken, sie wollen was lernen. Die Leute, die kommerzielles Radio hören, die wollen einfach nur was im Hintergrund, so ist das. (XII, 313) Gm: Ich stelle mir das immer vor, da sitzen Kinder auf der Bühne und ich interviewe meinen Gast und da sitzen im Publikum hundert Leute und hören sich das an. Die kommen dann natürlich nicht wegen mir, sondern wegen dem Gast und ich geh davon aus, die sind doch eher bildungsnäher, die schalten vielleicht auch extra dafür ein und halten sich den Abend frei. (I, 191) Fw: Ich sehe mich vor einer großen Anzahl von Leuten, die mir zuhört. Und hinterher sollen die dann alle bewusst nachhören. Ich stelle das ja zur Verfügung, also über Facebook zum Beispiel. Da stell ich was rein, dann stell ich es auf meine Seite, [… und] auf die Radioseite. (II, 274) Dw: Also wenn ich die Radiosendung online stelle, dann muss sich der Hörer wirklich dazu entscheiden das hören zu wollen, sich hinsetzen und sich konzentrieren eine Stunde lang. Also man muss sich wirklich Zeit nehmen. (XII, 170) Fm: Und der Erfolg an dem ganzen Tag ist, dass die Leute uns hören, weil das einfach wichtig ist fürs Freie Radio, weil sonst hat es keinen Sinn. So ambitioniert ein Projekt sein kann von einem Freien Radio, so sinnlos ist es eben, wenn es niemand hört. (IV, 180-1) Tabelle 3: Aspekte der Partizipationsfunktion Code Feedback Sprachenvielfalt Sender als Kommunikationsnetzwerk – mit außen Gesellschaftliche Teilhabe Ermächtigung verschiedener Personen/Gruppen Community Building Sender als Kommunikationsnetzwerk – innerhalb Sender als lokales politisch-kulturelles Zentrum Inklusion unterrepräsentierter Gruppen Gesamt: 544 Codierungen von 532 Textstellen Häufigkeit 22 % 18 % 14 % 11 % 9 % 8 % 8 % 7 % 3 % Eine Textstelle kann auch mehreren Codes zugeordnet sein. Die Anteilswerte beziehen sich auf die Codierungen. Empowerment, also Ermächtigung zur Partizipation, hat Kommunikation auf Augenhöhe zur Voraussetzung. Diese gerade an Community Medien gerichtete Erwartungshaltung wird von den dort tätigen Personen sehr ernst genommen. Wie schon bei den oben beschriebenen Vorstellungen zum Publikum deutlich wurde, empfinden die SendungsmacherInnen vielfach eine gemeinsame Identität mit ihren HörerInnen, die 40 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Bw: Und plötzlich entsteht da [im Sender] eine gegenseitige persönliche Akzeptanz und das ist einfach faszinierend. Wunderschön finde ich das zu erleben. (VII+VIII, 185-1) Der Brückenschlag vom Kommunikationsnetzwerk zur Ermächtigung zur Partizipation gelingt dann, so die SendungsmacherInnen, wenn das „Community Radio“ tatsächlich Community-bildend wirkt: Im: Es ist natürlich eine ganz eine andere Macher- und Rezipienten-Verbindung als bei den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen [Radios] sowieso. Also das ist, das ist so, nicht umsonst nennt sich ein Freies Radio im Englischen Community Radio. (II, 511) Im: [Radio] ist nicht nur für die, die hören, es gibt auch welche, die hören das und erzählen was darüber und die reden dann weiter. Das heißt der Kreis weitet sich von den Hörern über die, die über ein Thema angeregt werden – […] und auf einmal fangen sie zum Reden an. Das ist wie so ein Pendel, mit dem man einfach die Punkte dann anschlagt. […] Das ist ein Teil eines Kommunikationsnetzes einer Region, einer Vorstadt, einer Bezirkshauptstadt. Das weitet sich dann immer wieder aus. (VII+VIII, 121-1) Bw: Also ich finde, dass das Radio einen sehr starken regionalen Bezug einfach hat und für mich persönlich ist das Radio ein absoluter Nährboden für die Community da. (VII+VIII 122 -1) Im: Bei uns sind so viele Sachen entstanden, um das Radio herum an Projekten, […] die sich dann entwickelt haben und Engagements, die haben aber alle nichts mit dem Radio zu tun. (VII+VIII, 140-1) Fw: Es ist wie ein Steinwurf und du hast die Welle, die das dann weitertragt. Und es wächst weiter und es wächst weiter. Und oft weiß man das im Vorfeld gar nicht, was daraus entsteht. […] Und das, finde ich, ist Magic am Radio. (VII+VIII, 182-1) Kommunikation auf Augenhöhe als Voraussetzung von Partizipation stößt dann auf besondere Probleme, wenn Sprachbarrieren bestehen. Sie abzubauen, ist ein weiteres Ziel der SendungsmacherInnen. Sie verfolgen dabei zwei Wege: einerseits die Inklusion von Menschen, die eine Minderheitensprache sprechen, in den gesellschaftlichen Diskurs, und andererseits die Förderung eines selbstverständlichen Umgangs mit Mehrsprachigkeit. Die sprachliche Vielfalt des Programmangebots ist zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal des Community Broadcasting (Peissl et al., 2010). Am: Jedenfalls war das für mich ein ganz ein wichtiger Faktor, dass man die Sprache als Teil des gesamten Lebens bei uns sehen kann, soll und muss […]. (XIII, 34) Gm: Für uns war ja wichtig zu zeigen, was es hier gibt, damit die Leute es auch verstehen. Wie ist es entstanden? Dass ich ein paar ältere Menschen gesehen habe, die einfach nicht fernschauen, weil sie es nicht verstehen, was da im Fernsehen passiert, und sich sehr spät quasi so in die Gesellschaft eingliedern. Und daher zeigen wir Sachen, die in Österreich passieren. (XIV, 181) Gm: Und dann werde ich auch ins Flüchtlingsheim gehen und viele Leute wollen dort eine Sendung finden, die mehrsprachig ist. Und meine Sendung ist in [Aufzählung der Sprachen]. Wenn ich arabische Gäste einlade, dann moderiere ich in Englisch und die antworten auf Arabisch. (V, 119) Bw: Also japanische Märchen dann in japanisch, und wir haben das Interview und alles drum herum in Deutsch gemacht. Aber die Märchen hat sie Original auf Japanisch gelesen. Und auch Russisch oder Englisch. Oder eine Radiokollegin hat sie auf Französisch gelesen. (V, 203) 42 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Em: I really liked for example, do something for younger generations here in Austria, for example, the people who fled from [Ort] and came here. […] We decided to come here because it is an opportunity for us that we can say something from our hearts, for the people who are here. That’s the reason for the broadcast. We invite [certain] people like a role model, […] [showing] he is the same as you, he is here as long as you, but he has done a lot of things, good things, so see him and train yourself. (XI, 40) Cm: Wir haben viele Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund. Sehr viele [Nationalität] Jugendliche, mit denen ich gedreht habe, die sind extrem begabt. Die machen teils eigene Blogs im Internet und […] die wollen sich selber präsentieren, dass sie auch so dieses positive Image machen, ja. Also dieses, wir [Nationalität] haben dieses gemacht und das gemacht. […] Da haben wir dann bei Demonstrationen Interviews gemacht. Also die sind sehr begabt und engagiert und man sieht, die wollen arbeiten. Und der Hintergrund ist eigentlich der, die wollen Deutsch lernen, sich verbal ausdrücken können, auch vor der Kamera. Das sind ganz tolle junge Leute. (XIV, 175) Empowerment, so kam es in den Fokusgruppen immer wieder zur Sprache, setzt schon früher an, nicht erst auf der gesellschaftlich-politischen Ebene: Aw: Das heißt, die Verlage wissen Bescheid und zum Teil auch die AutorInnen selber, und somit kommt auch direkt Feedback von ihnen zurück, weil sie dann wissen, ein Gedicht von ihnen ist präsentiert worden. […] Und zum Teil auch sehr schönes Feedback. Gerade in der vorletzten Sendung war eine Übersetzung von einem Gedicht, wo ich auch mit den Übersetzern in Kontakt stand, und sie meinte, das ist total schön, weil ihr das Gedicht gar nicht so präsent war, dass sie das auch als Motivation dann gesehen hat weiter zu machen. (XII, 82) Fw: Ich habe da eine Frau, die konnte bisher nie öffentlich singen. […] [Sie] sagt schon seit Tagen, ich darf jetzt endlich singen, ich darf jetzt endlich mal im Radio singen. Das gibt so ein Selbstbewusstsein. (III, 65-1) Em: Das sind fast nur mehr Leute [in den Schreibgruppen], die aus [meiner Sendung] da drinnen sitzen. […] Das ist total lässig. Die verknüpfen sich untereinander und die machen für sich selbst dann auch weiter. Da gibts zum Beispiel Auftritte in, was weiß ich, in [Ort] drüben, wo man lesen kann. Das ist so ein [Ding], das immer weiter auseinandergeht, das ist dann interessant. (XV, 629) 44 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Dm: […] also was mir so gefällt bei dem [ist], dass wir so lokal sein können und das wirklich auch sind […], weil man wirklich vor Ort ist und vieles erlebt und man kann es direkt am nächsten Tag berichten. (XIII, 40) Bm: Diese [Sendung] war natürlich für die Pendler gedacht, die am Freitag ins [Bundesland] fahren und [fragen]: Ah, was ist passiert unter der Woche, was habe ich versäumt diese Woche? Was ist am Wochenende, wo kann ich hingehen? (XIII, 289) Hm: Und was ich auch gerne tu, ist so Regionalentwicklung betreiben, und da ist das Radio extrem ein super Werkzeug. Dinge sichtbar machen, Leute einladen […]. (VII+VIII, 106-1) Cm: Ich finde es auch immer spannend, […] was für Themen er [= ein Kollege] von der anderen Seite der Grenze quasi zu uns ins Radio reinbringt. Er schickt mir öfters irgendwelche Artikel oder fasst die zusammen auf Deutsch und ich adaptiere dann das wie das für mich passt. […] Und das bei uns in den Medien überhaupt nicht aufgegriffen wird. (XIII, 246) Fm: Es kommen […] Gruppen oder Obleute von Vereinen zu uns ins Studio oder wir sind auch sehr viel auf Konzerten oder gehen zu den Gruppen oder recherchieren. (XIII, 51) Aw: „Oder das niederschwelligste Element bei uns ist der Kulturkalender, weil da die Leute […] mit dem Handy den O-Ton auf[nehmen können]. Schüler sagen [uns], sie haben heute Musical, schicken uns das, das ist dann im Radio. Wir hören das sofort, das ist wirklich der einfachste Zugang […], wo sofort jemand aktiv werden kann, ohne Grundkurs, ohne Knowhow. (IV, 329-1) Aw: […] zum Beispiel in der Früh haben wir jetzt seit zirka einem Jahr [Name einer Sendung]. […] Das ist rein österreichische Musik, also von österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, weil wir gesagt haben, das ist uns einfach auch wichtig, weil das eigentlich auch unterrepräsentierte Musik ist, und es gibt ganz tolle Sachen in Österreich. (XV, 190) Hm: […] dass eine Region ein Gefühl entwickeln kann, ah super, da gibts eine Lyrik, eine lyrische Abteilung, dann gibts eine elektronische Fraktion und ich muss jetzt nicht [irgendeinen] DJ hören, sondern da gibt es diesen Menschen in meiner Region, im nächsten Ort. Und das gibt ein Gefühl von „da passiert was in dieser Gegend“ – und da im Radio. So ein kleines Radio ist da total wertvoll. (VII+VIII, 170-1) Aw: […] dass das Radio da im [Bezirk] sitzt, ist schon so ein Bewusstsein, so ein regionales Bewusstsein, und gleichzeitig fällt mir auch die Welt ein, auch über die Musik und die Literatur, und das ist auch wichtig, dass man das dann auch in dem Raum vermitteln kann. (IV, 370-1) So wichtig vielen Programm- und SendungsmacherInnen die lokale Informations- funktion ist, so sehr legen sie Wert darauf, dass die Art und Weise, wie lokale Belange thematisiert werden, wenig mit jener einer Bezirkszeitung gemeinsam hat. Der Community Sender ist, und darin knüpft die Komplementaritätsfunktion an die Partizipationsfunktion an (vgl. Abbildung 5), Teil der Community, lebt in ihr und greift jene Themen auf, die die Menschen oder bestimmte soziale Gruppen vor Ort beschäftigen und von denen sie in ihrem alltäglichen Leben betroffen sind. Im: „Umhören was in [Ort des Senders] so passiert. Also schauen, was so geredet wird, was sich tut oder wenn es was Neues gibt, dazu etwas zu machen oder halt schauen, was in [Ort des Senders] gegoogelt wird (IX+X, 82-2) 46 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Tabelle 5: Aspekte der Medienbildungsfunktion Code Perspektivenwechsel Kinder- und Jugendmedienarbeit Medienhandeln Erwachsenenbildung/Publikumsbildung Medienbewertung Medienausbildung angeeignete Fähigkeiten als Karrieresprungbrett Medienwissen Gesamt: 190 Codierungen von 173 Textstellen Häufigkeit 23 % 23 % 17 % 11 % 8 % 6 % 6 % 6 % Eine Textstelle kann auch mehreren Codes zugeordnet sein. Die Anteilswerte beziehen sich auf die Codierungen. Rundfunkprogramme, die nicht an ein passives Publikum gerichtet sind, sondern von der Vorstellung aktiver HörerInnen und SeherInnen ausgehen oder diese bewusst aktivieren wollen, vermitteln per se Medienkompetenz. Viele SendungsmacherInnen formulieren diesen Perspektivenwechsel aus ihrem eigenen Erleben und wollen ihn gerne ihrem, und gerade einem jungen Publikum weitergeben, um sein Medienhandeln zu verändern und einen auf Wissen und Bewertung basierenden kritischeren Umgang mit Medien anzuregen. Gemeint ist sowohl ein rezeptives als auch eine produzierendes Medienhandeln, was gerade für eine verantwortungsbewusste Handhabung der sozialen Medien wichtig erscheint. Cm: Wenn ich es so rückblickend betrachte, wenn ich mit 14, 15, wo ich angefangen habe mich beim Radio zu engagieren und politisch zu denken auch. Ich glaube schon, dass mir das Radio da viel geholfen hat dabei, kritisch zu werden und Sachen zu hinterfragen. (XIII, 246) Aw: Also es ist schon so generell ein bewussteres Hören. (IV, 30-2) Bm: Und was ich immer ganz interessant finde, wenn ich andere Radiosender höre, wie ist was gemacht. […] Also ich hinterfrage, warum stellt er jetzt dem die Frage und nicht ihr, sag ich jetzt einmal so. Und auch wie das gesteuert wird ein bisschen, ich möchte den Hintergrund ein bisschen heraushören […]. (XI, 369) Gw: Aber ich schaue gezielt oder bewusst […] eben dadurch, dass ich einen anderen Zugang habe zu den kommerziellen Medien. Oder Radio: ich hörte es eigentlich beim Autofahren, das war eigentlich mein Begleiter beim Autofahren. Jetzt […] höre ich mehr Musik anstatt Radio. (XI, 333) Aw: Das merke ich bei mir persönlich auch, dass ich Radio früher als Berieselung benutzt habe und jetzt als Informationsquelle nutze. […] Und nutze das dann gezielt und höre das nach und damit beschäftige ich mich. (XV, 410) Dm: Meine Sendung ist das einzige [Fernseh-]Magazin von Jugendlichen für Jugendliche. Das Besondere ist, dass Jugendliche aus ganz [Ort] diese Sendung alleine produzieren, wir sind im Hintergrund. Sie schneiden die Beträge teilweise auch selber. (XIV, 26) 48 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Aw: Das man diesen Zauber Radio [in Schulworkshops] einfach auch wieder zu den Jungen bringen kann und wenn die dann merken, boah, wir können da eine eigene Sendung machen und wir können uns das anhören oder alle Bekannten können das hören, das ist schon ein großartiger Effekt, und auf das kann man dann definitiv auch hinarbeiten, dass Radio auch wieder ins Hörbewusstsein kommt. (IV, 63-2) Am: [..] wir arbeiten sehr viel mit Kindern und Jugendlichen und es gibt da den einen Jahresschwerpunkt, der ist im Sommer, […] also das funktioniert ganz toll, […] unter anderem kommen da immer Filme raus, Dokumentationen, kleine Spielfilme. (VI, 11) Cm: Das sind Leute, die sagen, ich überlege Medienmanagement zu studieren und das sind dann Schulklassen, die kurz vor der Matura stehen, die dann zu uns kommen und sich das Radio mal anschauen wollen. Kurz-Input und dann noch länger machen wollen oder nicht, weil wir machen dann immer Talente-Workshops. Aber die andere Schiene ist natürlich auch, […] mit den Schülerradioprojekten entstehen Kooperationen mit den Schulen. (II, 134) Gm: Nur dass wir mehr prozessorientiert sind. Wichtig ist der Prozess: Wenn was rauskommt, ist [es] gut, wie groß das ist, ist völlig egal. Wichtig ist, dass der Prozess, das, was da gestaltet wird, […] dann konkret in der Schule oder mit den Schülern weiterwächst. (VII+VIII, 156-2) Gm: [Wichtig ist,] dass man [auf Seiten der Expertise] sagt, also auch bei den Freien Sendungsmachenden sagt, wenn ihr wollt, könnt ihr ja darüber reden, da [gibt es] so Reflexionsseminare oder so Reflexionen auf die Sendungen, eine Feedbackkultur, dass man sagt, aha, wie hat das gewirkt, […] überleg dir das, du bist dein eigener Herr, deine eigene Frau. (VII+VIII, 140) Tabelle 6: Aspekte medienkonvergenter Strategien Code Positionierung der Sendung online Zeit- und Ortsunabhängigkeit online (inkl. Zukunftsaussichten CBA) Digitalisierung Individualisierung Vernetzung Gesamt: 131 Codierungen von 130 Textstellen Zusätzlich relevante Quercodes: Social Media Podcast Häufigkeit 34 % 32 % 22 % 7 % 5 % Codierungen 89 18 im Die Nutzung digitaler Medien schon 1999 nichtkommerziellen Sektor angekommen. Zweifellos hat das gegründete Cultural Broadcasting Archive (CBA) früh den Weg zur Einbindung neuer Kommunikationstechnologien in die alltägliche Arbeit gefördert und deren Potenzial verdeutlicht. längst bei den MedienmacherInnen ist 50 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Ergebnisse der Fokusgruppengespräche Der Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks Aw: Was ich schon mache ist, dass ich auf der Facebookseite, die ich verwalte, zeige, die Inhalte gehen on Air, und bewerbe sie, sodass die Leute wissen, ok, es gibt heute wieder eine Sendung zum Reinhören und wie gesagt, müsste ich mich eher bei der Nase nehmen, damit ich sie auch beim CBA oben habe. (I, 309) Bw: Mundpropaganda ist okay, aber die bezieht sich nur auf [Ort]. […] aber wenn ein Link [auf Facebook] da ist: Ich habe Verwandte, Bekannte in Deutschland, Belgien, die liken das auch, dann ist das weltweit irgendwie beworben (XV, 224) Der zuletzt angesprochene Vernetzungsgedanke ist durchaus in den Köpfen von SendungsmacherInnen präsent, wenn auch in keiner Weise Allgemeingut: Fm: Ist auch für die Künstler wichtig. Ich überlege… die letzten Sendungen, die ich am Schluss dann noch reingestellt habe, waren die, wo Künstler interviewt worden sind von mir, die nutzen das dann auch wieder auf Social Media und verlinken das weiter und dadurch bekommt man dann auch die Klicks. (XV, 218) Aw: Wir schicken euch den Nachhörlink, bitte schickt das über eure Newsletter an eure Leute, weil ihr habt eh Newsletter-Listen und ihr erreicht genau die Leute, die dieses Thema interessiert. […] Weil sonst, wenn wir das im allgemeinen Radioumfeld teilen, dann bleibts in einer Blase. Du bleibst da in einer Radioblase. Leute, die mit dir in Kontakt halt sind (XV, 646) Bw: Und ich nutze verschiedene Social Media-Kanäle. Vor allem Twitter. Also da passiert eigentlich viel mehr hinter den Kulissen sozusagen. Also es ist sehr viel Netzwerkarbeit. (XIV, 36) Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich in den Fokusgruppengesprächen kein generelles Bewusstsein und schon gar nicht eine Art „Master-Plan“ für die Entwicklung und Realisierung medienkonvergenter Strategien beobachten ließ. Der für die Gesamtbevölkerung geltende „Digital Divide“ macht wohl auch vor dem Community Broadcasting nicht halt, und nur wenige machen sich Gedanken über das (gegenüber den traditionellen Medien stärker individualisierte) Online-Nutzungsverhalten von UserInnen: Fm: […] ich bin mit dieser ganzen, nennen wir es Medienrevolution oder sonst was, mehr mit aufgewachsen vielleicht […]: ich habe meine speziellen Podcasts, die ich liebe, die schau ich mir an. Das Medium Fernsehen interessiert mich nicht mehr. Man hat grundsätzlich diese Sachen, die man sich anschauen will, man hat diese On-Demand Geschichten. (XV, 420) Fw: Also wir wollen jetzt nicht nur Menschen erwischen, wie auf YouTube, da gehst ja aktiv hin und du suchst aktiv nach irgendetwas, ja. Aber wir wollen die Leute einfach so erwischen, ja. Beim Durchzappen, oder weil sie halt zufällig darauf stoßen. (VI, 81) Während die technischen Vorteile der Digitalisierung eher erkannt zu werden scheinen… Aw: […] die Technologie mit dem Handy ist super. Da kann man wirklich ganz schnell Leute aktiv werden lassen auch im Radio. (IV, 336-1) Dm: […] weil die Technik hat sich weiterentwickelt, ich kann jetzt in mein eigenes Studio runtergehen. Ich geh einfach nur ein Stockwerk runter, schick das über Internet hinauf zum Sender nach [Ort]. [...] Damit ist das für mich sehr angenehm, weil vorher da hab ich nach [Ort] fahren müssen. Du musst vorher dort sein, du musst dich ein bissl vorbereiten, schauen, ist eh alles da, und dann wieder heimfahren. Jetzt ist das ganz, ganz einfach eigentlich mit Internet und so weiter durch technische Möglichkeiten. (VI, 39) 52 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Resümee und Empfehlungen Resümee und Empfehlungen Die Pilotphase ist endgültig vorbei. Der nichtkommerzielle Rundfunk hat sich in den mehr als zwei Jahrzehnten seines Bestehens zu einer eigenständigen Institution entwickelt, die von einem gemeinsamen Selbstverständnis getragen wird und einen von allen Akteuren als prägenden Teil dieses Selbstverständnisses erachteten „Public Value“ erbringt. Die in Fokusgruppengesprächen mit MitarbeiterInnen von 15 Sendern ermittelten normativen Funktionen, die der nichtkommerzielle Rundfunk für die Gesellschaft erbringt, werden in dieser Ausprägung weder vom öffentlich-rechtlichen noch vom kommerziellen Rundfunk erwartet (Seethaler & Beaufort, 2017) und können in diesem Ausmaß auch von keiner der beiden Formen erfüllt werden. Sie stellen damit zweifellos die Grundlage für die Legitimation und eine überzeugend argumentierbare Förderung des nichtkommerziellen Sektors durch die öffentliche Hand dar. Die seit Jahren vom Europäischem Parlament (European Parliament, 2008), von der UNESCO (Jennings & Weidemann, 2015) und dem Europarat (Council of Europe, 2018) empfohlene Anerkennung und rechtliche Verankerung des Community Broadcasting als „dritte Säule“ des Rundfunksektors ist aus demokratiepolitischer Sicht dringend geboten. Selbst für die Weltbank ist es offenkundig: „Freedom of information and expression and a robust mix of broadcasting ownership and uses – commonly referred to as commercial, public service, and community broadcasting – are critically important to develop and sustain an informed, engaged society.“ (Buckley et al. 2008, S. iv) Ein robuster Mix der drei „Säulen“ kann aber nur dann erreicht werden, wenn jede der Säulen entsprechend ihrer inhärenten Struktur und ihres demokratiepolitisch relevanten Public Value gefördert wird. Wie sehr die Orientierung an gesellschaftlich relevanten Zielsetzungen die tägliche Arbeit prägt, zeigt sich allein daran, dass die Reflexion über die kommunikativen Praktiken zu einem großen Teil – im Rahmen der Fokusgruppengespräche zu 80 Prozent – von Wertvorstellungen bestimmt ist. Das heißt, normative Ebene und Alltagspraxis fallen nicht auseinander, sondern sind eng verbunden: die Wertvorstellungen kommen nicht bloß in Sonntagsreden vor, sondern werden Tag für Tag gelebt. Dass alle formulierten Wertvorstellungen im Bewusstsein der MitarbeiterInnen aller Sender verankert sind (unterschiedliche Gewichtungen erklären sich aus den unterschiedlichen Kontexten), spricht für einen hohen Institutionalisierungsgrad des Sektors; dass sie miteinander mehr oder minder stark verknüpft sind, für ein kohärentes Public Value-Profil. Im Zentrum des nichtkommerziellen Public Value steht der offene Zugang, das für alle offene Angebot, sich über Medien am öffentlichen Diskurs zu beteiligen – ein Angebot, das mit einem Klima der Offenheit gegenüber der Vielfalt des gesellschaftlichen und individuellen Lebens und mit einer Authentizität ermöglichenden und fördernden Offenheit in der Wahl der Themen, der Zugänge und der Gestaltungsmöglichkeiten einhergeht. In einer diversen Gesellschaft lässt sich soziale Inklusion nicht mehr so sehr über gemeinsame Themen herstellen, sondern viel stärker über die Möglichkeit Anliegen und Positionen mitteilen, also mit anderen teilen, in den öffentlichen Diskurs einbringen zu können. Dies gilt in besonderer Weise für Gruppen, die sonst keine öffentlich hörbare Stimme haben, sei es aus sozialen oder sprachlichen Gründen oder aus beiden, und deren Anliegen daher in den Mainstream-Medien nur allzu leicht untergehen. Doch Community Broadcasting zielt über die deliberative Teilnahme hinaus auf gesellschaftliche Teilhabe, die durch Partizipation Demokratie erst erlebbar macht und deshalb Vertrauen in demokratische Strukturen stärkt. 54 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Resümee und Empfehlungen Public Value zentrale Orientierungslinien sein. Dazu ist zu bemerken, dass sich die Weiterentwicklung und Verbesserungen nicht nur auf die Förderrichtlinien beschränken können, sondern explizit auch eine Novellierung des KommAustria-Gesetzes (KOG) erfordern. Dies betrifft einerseits die Dotierung des Fonds, aber auch die Struktur der Förderschienen. Der Institutionalisierung des nichtkommerziellen Rundfunks mit seinen normativen Funktionen als unverzichtbarer Teil der Medienlandschaft sollte eine Institutionalisierung der finanziellen Rahmenbedingungen folgen. Im Sinne der Planungssicherheit und Nachhaltigkeit sollte die derzeit jährliche Förderung auf mehrjährige Förderperioden umgestellt werden, wie dies etwa auch auf Europäischer Ebene mit „secure long term funding“ empfohlen wird (Chapman, Bellardi, & Peissl, 2019). Dazu könnten Modelle von Leistungsvereinbarungen als Anregung dienen oder auch Regelungen, nach denen strukturelle Förderungen als Sockel über die Lizenzdauer (mit jährlicher Berichtlegung) vereinbart werden, wie dies in manchen Bundesländern Deutschlands (NLM, 2017) erfolgreich praktiziert wird. Generell sollte bei der Förderung der nichtkommerziellen Sender verstärkt auf die Unterstützung der Jahrestätigkeit abgestellt werden. Klare Zielvereinbarungen und Aspekte selbstbestimmter Qualitätsentwicklung (im Sinne von Produkt/Inhalte und Prozess/Abläufe) könnten als Kriterien herangezogen werden. Anzustreben wäre mehr Planungssicherheit, einfache Administrierbarkeit für Fördergeber und Fördernehmer, aber auch Transparenz und Evaluierbarkeit durch vereinbarte Kriterien und Ziele, wie dies Hasebrink (2007) in Bezug auf einen aktiven Public Value-Diskurs anregt. Was die verfügbaren Mittel des nichtkommerziellen Rundfunks betrifft, wird von den Verbänden seit langem eine Erhöhung eingefordert. Eine drastische Aufstockung der Mittel scheint auch aus Sicht der AutorInnen dieses Berichts aus mehreren Gründen dringend notwendig. Seit seiner Einrichtung büßte die Fördersumme nicht nur durch die jährliche Inflation an Effektivität ein, sondern gingen auch neue Sender in Betrieb. Die Mittel für Personalkosten sind in der Regel zu knapp und anspruchsvolle Personalstellen sind unterdotiert. Der bisher so erfolgreiche Entwicklungsprozess des dritten Rundfunksektors sollte im Sinne eines adäquaten Ausbaus zu einer bundesweit verfügbaren Versorgungsstruktur mit nichtkommerziellem Radio und TV gesichert werden. Für alle interessierten BürgerInnen sollte in zumutbarer Entfernung ein Community Radio oder TV zugänglich sein. Anders kann Qualität und Vielfalt der lokalen Medieninfrastruktur nicht auf Dauer gesichert werden. Als Planungsgrundlage könnten hier die 35 NUTS-3-Regionen dienen, die die Basis der regionalen Förderung innerhalb der EU bilden (vgl. Abbildung 12). Diese Struktur basiert auf der Grundlage von sozial, kulturell und wirtschaftlich verbundenen kleinregionalen Räumen. 56 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Resümee und Empfehlungen Inhalteförderung Soll die Qualität und der Umfang von Inhalten adäquat unterstützt werden, ist es sinnvoll einen Rahmen zu schaffen, der die mitunter sehr divergierenden Produktionsprozesse und -praxen der Sender berücksichtigt. Die Förderung von Inhalten sollte eine intensivere Betreuung des offenen Zugangs ermöglichen sowie die Qualitätsentwicklung bei den Inhalten und den zentralen Rahmenbedingen für deren Entstehen (Infrastruktur & Prozesse & Produkt) nach den jeweils lokalen Erfordernissen unterstützen. Dem könnte etwa eine Förderung strukturiert nach Sockel- und Zusatzförderung eher entsprechen. Als Berechnungs- und Abrechnungsgrundlage sollten ähnlich wie bei manchen europäischen und nationalen Förderungen verstärkt mit Pauschalsätzen gearbeitet werden. Im Rahmen einer Sockelfinanzierung für Betriebskosten sollte vorerst bei jedem Sender eine adäquate Personalstruktur mit angemessener Entlohnung gesichert werden. Funktionen wie Geschäftsführung, Administration, redaktionelle und medienpädagogische Betreuung von ehrenamtlichen ProduzentInnen, Community- Outreach und Medienkompetenzvermittlung entsprechenden Vollzeitäquivalenten bewertet werden. Entsprechende Personalkostensätze für die unterschiedlichen Funktionen könnten auf Grundlage passender Kollektivverträge (z.B. BABE) ermittelt und mit einem Sachkostenanteil beaufschlagt werden, wie dies derzeit vermehrt in ESF-Projekten praktiziert wird. könnten mit Die Sockelfinanzierung sollte durch einen leistungsorientierten Förderanteil für spezifische Projekte ergänzt werden, der verstärkt auf besondere Bedürfnisse oder Leistungen abstellt. Dies könnte z.B. ein Fokus auf die Einbindung benachteiligter Gruppen oder hinsichtlich der Förderung inklusiver Angebote und Inhalte bedeuten, wobei dies auch die Förderung von baulichen Maßnahmen zur Erreichung von Barrierefreiheit umfassen müsste. Die Veranstalter sollten zur Formulierung von je eigenen Qualitätszielen und der Verankerung von Feedbackkultur in den Organisationen motiviert werden. Wenn genügend zusätzliche Mittel bereitgestellt werden, könnte auch die Entwicklung und Implementierung von internen Qualitätsmanagementsystemen mit externer Unterstützung angeregt werden, die auf die Verstärkung des erbrachten Public Values abstellen. explizite Förderung von Zusammenarbeit und Austausch Die zwischen nichtkommerziellen Veranstaltern in Österreich mit Sendern in anderen Ländern könnte eine weitere Komponente zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der lokalen Medienpraxis sein und auch wichtige Impulse zur Einbindung neuer Gruppen und der Erweiterung der Programmvielfalt liefern. Ausbildungsförderung Aus- und Weiterbildung ist ein zentraler Hebel für Qualitätsentwicklung und sollte entsprechend hochwertig und breit angeboten und genutzt werden. Ausbildungs- förderung sollte demnach den Gedanken eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses in den Organisationsstrukturen fördern und zur regelmäßigen Teilnahme angestellter und ehrenamtlicher MitarbeiterInnen an internen oder externen Weiterbildungen führen. 58 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Resümee und Empfehlungen werden. Bei Orientierung an den angesprochenen NUTS-3-Regionen müsste überlegt werden, wie Anreize geschaffen werden können, die zur Schließung der gegenwärtigen Lücken beitragen können. Dies betrifft einerseits die Sicherstellung erforderlicher Übertragungskapazitäten und andererseits die Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen, unter denen neue Sender auch in ressourcenschwachen Gebieten starten könnten. Hier könnte die Finanzierung von Erstinvestitionen für Bau und Technik ein Weg sein. Auch für die bereits etablierten Sender wäre eine fallweise Förderung für technische Erneuerung zielführend. 60 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

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Anhang Anhang Leitfaden für die Fokusgruppengespräche 00:00 Einleitung Begrüßung der Teilnehmenden Vorstellung der ModeratorInnen und des Anlasses für die Gruppendiskussion RTR-Studie: Beitrag zur strukturellen und qualitativen Weiterentwicklung des NKR in Österreich und Orientierungshilfe sowohl für die Medienpolitik als auch für die Medienbetreiber. Entwickelt werden sollen also einerseits Anhaltspunkte für die Evaluierung des demokratiepolitisch begründeten Bedarfs an öffentlichen Mitteln und andererseits Grundlagen für ein publizistisches Qualitätsmanagement des nicht-kommerziellen Rundfunks im Sinne einer Self-Governance. Kurz: Es geht um die Definition und Analyse von Kriterien eines spezifischen „Public Value“ des NKR – nach außen und innen. Organisatorisches (Tonmitschnitt, Anonymität/ Datenschutz, Dauer, Pause/Catering, Aufwands- entschädigung/Modus der Auszahlung) 00:10 Warming-up: Vorstellungsrunde zur Person + Motivation Was motiviert Euch Sendungen im Community Radio/TV zu machen und nicht individuell im Netz, sagen wir: einen YouTube-Kanal zu betreiben? Wie seid Ihr überhaupt zu [SENDER] gekommen? Bitte nennt auch Euren Vornamen, Euer Alter und Euren Beruf. 00:40 Publikumsvorstellung und Wirkungserwartung Wer soll Eure Sendungen hören/sehen? Und warum? Oder anders formuliert: Wenn Ihr mit Menschen, die Eure Sendungen hören/sehen, sprecht, oder wenn Ihr auf anderen Wegen Reaktionen erhält – Was denkt Ihr ist für die Menschen, für die Ihr Radio macht, das Wichtigste? ACHTUNG! Auf das, was als „Wichtigstes“ genannt wird, ggf. mit konkretisierenden Nachfragen reagieren, und zwar mit der Intention (1.) die gegebenen Antworten zu den Antworten auf die vorherige Frage in Beziehung zu setzen und (2.) Unterschiede zwischen den von den Teilnehmenden genannten Referenzpunkten herauszuarbeiten. ABER NUR DANN, WENN DIESE PROZESSE NICHT OHNEHIN DURCH DIE TEILNEHMENDEN SELBST IN GANG GESETZT WERDEN. [Prinzipiell sollte das Gespräch allerdings – von der dynamischen Platzierung der Fragen und motivierenden Nachfragetechniken abgesehen – möglichst wenig moderiert werden.] Optionale Zusatzfrage (wenn sie nicht ohnehin schon von den Teilnehmenden selbst angesprochen wurde): • Macht Ihr [der Plural ist hier und bei allen folgenden Zusatzfragen ggf. durch den Singular zu ersetzen!] Eure Sendung insbesondere für [ORT/REGION DES SENDERS]? Welche Rolle spielt die „Community“? 01:10 Erfahrungen I. Wie ist das eigentlich mit der Auswahl der Themen, mit denen Ihr Euch in den Sendungen beschäftigt, und der Art, wie ihr Sendungen gestaltet – worauf kommt es Euch da an und 68 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Anhang Codebuch für die Inhaltsanalyse Code Definition Artikulationsfunktion Sprachrohr bieten Plattform für die Selbstpräsentation für die Gäste in der Sendung; die Gäste kommen selbst zu Wort, formulieren Anliegen (oder werden vertreten durch die Sendungsmachenden) Selbstverwirklichung der SendungsmacherInnen Selbstermächtigung, selbstständig eine Sendung gestalten, prozessorientiert, Lernen am Gegenstand (individuell, was passiert mit dem/der Sendungsmachenden selbst?), Freizeitfunktion Selbstpräsentation der SendungsmacherInnen eigene Themen artikulieren, sich selbst darstellen, produktorientiert, Sendung als Kommunikationsmittel Authentische Kommunikation an keine Vorgaben gebunden, in Abgrenzung zu öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Sendern; ausreden lassen, sprechen lassen und zuhören; Eigendynamik; bezogen auf Gäste und Sendungsmachende Sender als geschützter Raum Radio als Institution, „Hafen“, freie Meinungsäußerung, niederschwelliger Zugang Live-Erlebnis Livesendung, überraschend, flexibel; spezifische Produkteigenschaften Sendungsgestaltung: Vorstellung vom Publikum wie sich SendungsmacherInnen ihr Publikum vorstellen, vor diesem Hintergrund die Sendung gestalten: welches Publikum mit der Sendung ansprechen? Sendungsgestaltung: Verantwortlichkeit Sendung eigenverantwortlich gestalten, journalistische Mindeststandards erfüllen, festgelegte Kriterien für Sendungsgestaltung einhalten Sendungsgestaltung: Expertise Expertise der SendungsmacherInnen (und Gäste) in gewissen Themenbereichen Sendungsgestaltung: Merkmale des Senders Offenheit, Vielfalt, Klima (Umgang), Selbstdefinition (Meta-Ebene) 70 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Anhang Code Definition Komplementaritätsfunktion Lokale Berichterstattung Nachrichtensendungen spezifisch für den Verbreitungsraum; lokale Informationsbedürfnisse befriedigen Berichterstattung über lokale NGOs und Kunst-/Kulturszene über Aktivitäten und Personen von NGOs und aus dem Kunst- und Kultursektor berichten Einbindung unterrepräsentierter Gruppen und Organisationen in die Medienberichterstattung Informationsbedürfnisse von in den Medien unterrepräsentierten Gesellschaftsgruppen im Verbreitungsgebiet abdecken Themen abseits des Mainstreams (nicht lokal): Musik, Kunst und Kultur Themen abseits des Mainstreams (nicht lokal): Umwelt und ökologische Themen Themen abseits des Mainstreams (nicht lokal): Politik und Soziales Themen abseits des Mainstreams (nicht lokal): Sonstige Betroffenheitsperspektive Themen näher am Alltag, „Tabuthemen“ werden angesprochen; tiefgründiger, persönlicher; Sensibilisierung der Öffentlichkeit für „andere“ Themenperspektiven Prozessorientierter Zugang Zeit nehmen für die Entwicklung von Themen; intensive Vorbereitung, Sendungsgestaltung Identitätsbildung Sprachgebrauch Ausbildung individueller Identität als Interaktionsprozess; multiple Identitäten Sprachgebrauch fördern (Sprachgruppen im Verbreitungsgebiet, Dialekte) 72 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Anhang Code Definition Realisierung medienkonvergenter Strategien Zeit- und Ortsunabhängigkeit durch CBA sind Sendungen zeitlich und geographisch unbegrenzt verfügbar; gezieltes „Nachhören“ anstelle linearen Hörens; Rolle von Podcasts Digitalisierung in Produktion und Verwertung Individualisierung geändertes Mediennutzungsverhalten Positionierung der Sendung online für die eigene Sendung Werbung in sozialen Onlinenetzwerken und Online-Plattformen; Sendungs- Website Vernetzung Kontaktaufnahme und Austausch über verschiedene Online Netzwerke Zukunftsaussichten CBA Bedeutung; Weiterentwicklung 74 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Studienleitung Studienleitung Mag. Helmut Peissl Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Alpen- Adria-Universität Klagenfurt mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik. Seit 2010 Geschäftsführer von COMMIT und verantwortlich für die Konzeption von Weiterbildungskonzepten zum Feld kritische Medienkompetenz. Leitung der Studienprojekte "Nichtkommerzieller Rundfunk in Österreich und Europa" sowie "Mehrsprachig und lokal - Nichtkommerzieller Rundfunk und Public Value in Österreich" für die Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR. Gemeinsam mit Dr.in Meike Lauggas Veröffentlichung der BMBF-geförderten Studie "Ich lerne mit jeder Sendung". Bildungsleistungen und Beiträge zum lebensbegleitenden Lernen des nicht-kommerziellen Rundfunks in Österreich. Beratungstätigkeit für Forschungsprojekte im Feld Community Medien und Erwachsenenbildung. Expertentätigkeit für die Abteilung Medien und Informationsgesellschaft des Europarates zu Medienkompetenz und Community Medien in Europa. Mag. Helmut Peissl Fotocredit: Helmut Peissl 76 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

Impressum Impressum Eigentümerin, Herausgeberin und Verlegerin Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH Mariahilfer Straße 77–79 | 1060 Wien | Österreich T: +43 1 58058-0 | F: +43 1 58058-9191 | M: rtr@rtr.at www.rtr.at Forschungsprojekt forum journalismus und medien wien (fjum) und Österreichische Akademie der Wissenschaften im Auftrag des Fachbereichs Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) Umsetzung und Layout Westgrat – Agentur für Kommunikation cibus Kreativagentur Druck LDD® Communication GmbH Dieses Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, des Nachdrucks, der Übersetzung, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder Vervielfältigung durch Fotokopie oder auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Herausgeberin vorbehalten. Trotz sorgfältiger Prüfung sämtlicher Beiträge sind Fehler nicht auszuschließen. Die Richtigkeit des Inhalts ist daher ohne Gewähr. Copyright Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH 2020 78 Public Value des nichtkommerziellen Rundfunks

L E S H C E W N E V I T K E P S R E P E B A H L I E T E H C I L T F A H C S L L E S E G T L A F L E I V N E H C A R P S T I E B R A N E I D E M D N E G U J D N U - R E D N K I G N A G U Z R E T R E I T N E I R O S S E Z O R P INDIVIDUALISIERUNG KOMMERZIELLER RUNDFUNK SENDER ALS LOKALES POLITISCH-KULTURELLES ZENTRUM WANDEL UND VERÄNDERUNG LOKALE BERICHTERSTATTUNG MERKMALE DES SENDERS G N U Z T E N R E V I RADIO ÖFFENTLICH-RECHTLICHER RUNDFUNK E MEDIENWISSEN S SELBSTVERWIRKLICHUNG DER SENDUNGSMACHERINNEN A D E M L A I C O S THEMEN: POLITIK UND SOZIALES I T R E P X E MEDIENBEWERTUNG BERICHTERSTATTUNG ÜBER LOKALE ORGA UND KUNST/KULTURSZENE VERANTWORTLICHKEIT FEEDBACK SENDER ALS GESCHÜTZTER RAUM UM ÖFFENTLICH ZU SPRECHEN ERWACHSENENBILDUNG/PUBLIKUMSBILDUNG E N I L N O G N U D N E S R E D G N U R E I N O I T I S O P T S A C D O P AUTHENTISCHE KOMMUNIKATION ZEIT- UND ORTSUNABHÄNGIGKEIT ONLINE G THEMEN ABSEITS DES MAINSTREAMS N SPRACHROHR BIETEN U R E SELBSTPRÄSENTATION DER SENDUNGMACHERINNEN I LIVE-ERLEBNIS S I L A T I G D I Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH Mariahilfer Straße 77–79 | 1060 Wien | Österreich T: +43 1 58058-0 | F: +43 1 58058-9191 | M: rtr@rtr.at www.rtr.at