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Kapitel 2: Anschaffung

Worauf sollte ich achten, wenn ich mir ein neues Handy kaufen möchte?

Idealerweise sollten wir uns Handys nur dann kaufen, wenn wir die Software-Lebensdauer unseres bestehenden Gerätes maximal ausgereizt haben. Das heißt: Ein Smartphone aus erster Hand sollte weitergegeben oder zum Refurbishing, also der Generalüberholung, bereitgestellt werden.

Refurbishing sollte auch ein erster Gedanke beim Neukauf eines Handys sein. Refurbished-Geräte reduzieren den Fußabdruck von Endgeräten gewaltig. Im Vergleich zu einem neuen Smartphone können Nutzer:innen beim Kauf eines refurbished Smartphones 78 bis 79 Prozent CO2-Äquivalent, 86 bis 91 Prozent Wasser und 60 bis 71 Prozent Elektroschrott einsparen.

Wenn es doch ein neues Smartphone sein soll, können wir darauf achten, dass das Handy:

  • so gut wie möglich auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet ist;
  • leicht reparierbar ist;
  • eine möglichst lange Software-Lebensdauer hat und
  • bei der Herstellung sowie im Betrieb einen möglichst schonenden Umgang mit Ressourcen hat.

Welches Handy wir brauchen, hängt stark von unserem Nutzungsverhalten ab – und das kann sich natürlich ändern. Dennoch sollten wir versuchen, unser Handy so zu kaufen, dass wir möglichst lange damit glücklich bleiben. Das heißt, genau überlegen, welche Funktionen man braucht – braucht man z. B. sehr viel Speicherplatz, weil man viele Apps nutzt oder viele Dateien lokal speichert? Dann ist ein erweiterbarer Speicher wichtig; andere nutzen vielleicht eher Cloud-Dienste.

Welche Funktionalitäten bei der Kamera nutzt man? Nutzt man 5G, hat man einen 5G-Vertrag oder möchte einen haben? Wenn man das Smartphone täglich aufladen muss, sollte man sich vor allem die Frage stellen, ob man den Akku austauschen kann – das könnte bei intensiver Nutzung bald der Fall sein. Sinnvoll ist sicher auch ein Akku mit 3000 bis 5000 mAh, die länger Energie abgeben können und das Smartphone daher länger nutzbar machen.

Vor allem sollte man sich auch Gedanken machen, wie wichtig ein großer Bildschirm bei einem Smartphone ist. Eine Bildschirmgröße von 3‘‘ statt 5‘‘ reduziert den Fußabdruck in CO2-Äquivalenten um 7,5 Prozent, während ein 7‘‘-Display im Vergleich zum 5‘‘-Display eine Erhöhung um 19 Prozent nach sich ziehen würde. Ein guter Bildschirmschutz ist immer eine lohnende Investition: Bildschirme z. B. aus Gorilla-Glas tragen zu einem erhöhten Schutz der empfindlichsten Komponente des Smartphones bei.

Schließlich gibt es einige Smartphone-Hersteller, die bei ihren Modellen durch verschiedene Maßnahmen auf mehr Nachhaltigkeit achten. Fairphone ist bekannt für viel Engagement im Zusammenhang mit nachhaltigeren Lieferketten, Selbstreparaturmöglichkeiten und langen Update-Garantien.

Eine weitere Alternative ist Shiftphone, das sich auch für Modularität und nachhaltigere Lieferketten einsetzt. PinePhone entstand aus einer Initiative der Open Source-Bewegung heraus und versucht, durch offene Software eine lange Softwarelebensdauer und durch Modularität die Reparierbarkeit der Geräte zu garantieren. Crosscall hingegen entwickelt Handys für extreme Einsatzbedingungen und ist der erste Hersteller mit einer fünfjährigen Garantie. Es gibt sicher noch weitere Hersteller, welche Nachhaltigkeit bei ihren Produkten berücksichtigen. Aber wie in allen anderen Bereichen gilt, dass ein langes Leben für bestehende Smartphones besser ist als ein neues Endgerät.

Übrigens: Wenn man dazu tendiert, Handys nur kurze Zeit zu nutzen, kann man auch den Wiederverkaufswert ähnlicher Smartphones recherchieren. Ein gutes Smartphone in gutem Zustand kann möglicherweise noch einen guten Marktwert erreichen. 

Welche Informationsangebote können mich bei der Kaufentscheidung unterstützen?

Inzwischen gibt es einige Angebote, die uns bei der Orientierung helfen können. Für Reparierbarkeit hilft z.B. das Topprodukte.at-Ranking. Dort werden Smartphones basierend auf den Kriterien des französischen Reparaturindizes miteinander verglichen. Hingegen zieht die Initiative Eco Rating der europäischen Telekom-Betreiber zur Bewertung mehr Kriterien heran und betrachtet dabei insgesamt auch mehr Bereiche. Allerdings ist die Gewichtung der Kriterien nicht genügend transparent und diese Kriterien sind für alternative Smartphone-Hersteller schwieriger zu erreichen.

Außerdem gibt es mehrere Labels, die bestimmte Qualitätsmerkmale anzeigen. Der Blaue Engel z. B. gibt an, dass die Batterie leicht ersetzt werden kann oder wiederverwertbar ist. Auch TCO weist eine leichte Ersetzbarkeit der Batterie aus. Angaben zu Ingress Protection (IP bzw. auf Deutsch: Eindringungsschutz) zeigen an, wie gut das Smartphone gegen Partikel (erster Teil der Nummer bis maximal 6) und Flüssigkeiten (zweiter Teil der Nummer bis maximal 9) geschützt ist. Generell gilt, je höher beide Zahlen, desto besser ist der Schutz: ein IP68 Handy ist z. B. staub- und wasserdicht. 

Demnächst sollte auch mit der neuen Ecodesign Richtlinie ein standardisiertes Label für Smartphones erscheinen. Dieses europäische Label gibt unter anderem an, wie oft der Akku aufgeladen werden kann, bevor er ersetzt werden muss. Mit diesem Label können wir in Zukunft Smartphones besser auf Nachhaltigkeitsaspekte hin vergleichen.